Arbeitsmarkt: Ältere Akademiker tun sich schwer

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Die Zahl der Arbeitslosen ist im März um 7,5 Prozent auf unter 400.000 gesunken. Bei älteren Akademikern gab es hingegen einen Anstieg um 3,1 Prozent, wie AMS-Zahlen zeigen.

Wien. Im März ist in Österreich die Arbeitslosigkeit deutlich zurückgegangen. Dies zeigen Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS), die am Dienstag veröffentlicht wurden. Inklusive Schulungsteilnehmer waren 398.503 Menschen auf Jobsuche, das ist im Jahresvergleich ein Minus von 7,5 Prozent, was der boomenden Konjunktur zu verdanken ist. In Wien lag das Minus bei sechs Prozent. Damit ist in Wien die Zahl der Jobsuchenden so stark gesunken wie zuletzt vor fast zehn Jahren.

Dennoch gibt es zwei Gruppen, die sich auf dem Arbeitsmarkt weiterhin schwertun: Das sind Ausländer und Menschen, die älter als 50 Jahre sind. Hier muss die von der Regierung geplante Reform des Arbeitsmarktservice ansetzen.

Während bei den Inländern die Zahl der Arbeitslosen um zehn Prozent auf 266.654 Personen zurückgegangen ist, gab es bei Ausländern nur ein Minus von 1,9 Prozent (131.849 Personen). Daher baute das AMS zuletzt die Schulungen für ausländische Personen deutlich aus. Konkret stieg die Zahl der ausländischen Schulungsteilnehmer im Jahresvergleich um 10,7 Prozent auf 34.039 Personen, während bei inländischen Schulungsteilnehmern ein Rückgang um 7,4 Prozent auf 42.561 Personen gemeldet wurde.

Weniger Schulungen für Ältere

Die nächste Herausforderung sind Menschen, die älter als 50 Jahre sind. Hier ist zwar die Zahl der Jobsuchenden auch um 5,2 Prozent auf 107.946 Menschen zurückgegangen, doch ohne die von der früheren SPÖ-ÖVP-Regierung gestartete und mittlerweile eingestellte Aktion 20.000 hätte die Situation wesentlich schlimmer ausgesehen. Denn über die Aktion 20.000 konnten noch 4400 ältere Langzeitarbeitslose einen Job finden.

Die Aktion war ein Prestigeprojekt des früheren SPÖ-Bundeskanzlers Christian Kern. Dabei sollten Gemeinden und gemeinnützige Vereine pro Jahr 20.000 Jobs schaffen, wobei der Staat sämtliche Kosten übernimmt. Der neue Kanzler, Sebastian Kurz (ÖVP), drehte das Projekt ab. Allerdings finanziert der Staat noch vorübergehend 4400 Langzeitarbeitslose, die in der Anfangsphase einen Job gefunden haben. Spätestens in einem Jahr sind diese Menschen aber wieder arbeitslos.

Bei älteren Arbeitslosen hat das AMS das Schulungsangebot reduziert. Von den 107.946 älteren Arbeitslosen erhielten nur 6367 Personen eine Schulung (minus 2,4 Prozent im Jahresvergleich). „Die Presse“ hat sich die Bildungsabschlüsse der älteren Arbeitslosen angesehen. Auf Platz eins liegen ältere Arbeitslose, die nur über eine Pflichtschulausbildung (48.558 Personen) verfügen, danach folgen Menschen mit einem Lehrabschluss (37.643 Personen).

Das bedeutet, dass rund 80 Prozent der älteren Langzeitarbeitslosen höchstens einen Lehrabschluss vorlegen können. Trotzdem tun sich derzeit aber genau diese Menschen bei der Jobsuche leichter. So ging die Arbeitslosigkeit bei älteren Arbeitslosen mit Pflichtschulabschluss um 6,6 Prozent und bei älteren Menschen mit Lehrabschluss um 6,0 Prozent zurück. Bei älteren Akademikern hingegen gab es ein Plus von 3,1 Prozent. Dies hängt möglicherweise mit dem Senioritätsprinzip zusammen. Vor allem im akademischen Bereich verdienen ältere Menschen mehr als jüngere.

Dennoch darf die Situation bei Akademikern nicht dramatisiert werden. Im Vergleich zu anderen Gruppen weisen Menschen mit einem Hochschulabschluss immer noch die niedrigste Arbeitslosenrate auf. Das AMS hat am Dienstag eine Auswertung über die Arbeitslosigkeit nach Bildungsabschlüssen vorgelegt. Dabei wurden alle Altersgruppen berücksichtigt.

Demnach war die Arbeitslosenrate bei Menschen mit einer Pflichtschulbildung mit 24,8 Prozent am höchsten, danach folgten Menschen mit einem Lehrabschluss. Bei Absolventen einer Universität, einer Fachhochschule und einer Pädagogischen Hochschule lag die Rate bei 3,4 Prozent. Im Bundesländervergleich zeigten sich deutliche Unterschiede. So ist in Wien die Arbeitslosenrate bei Pflichtschulabsolventen mit 36,4 Prozent am höchsten, in Vorarlberg sind es nur 15,8 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2018)

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