Mit strategischem Weitblick investiert China Billionen in globale Handelsrouten bis ins Herz Europas. Dutzende Staaten folgen dem Ruf der Volksrepublik - doch die Skepsis vor dem wachsenden Einfluss Pekings steigt. Konzept: Marlies KastenhoferText: Marlies Kastenhofer, Nikolaus Jilch, Duygu Özkan, Julia Raabe. Illustrationen: Marin Goleminov. Grafik: Hellin Jankowski, Petra Winkler.
Als "Delegation der Superlative" war sie inszeniert worden, die China-Reise der österreichischen Regierung Anfang April. Es war der größte Staatsbesuch, den Österreich je zu bieten hatte. Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz hatten gleich vier Minister im Schlepptau: Umweltministerin Elisabeth Köstinger, Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, Außenministerin Karin Kneissl und Verkehrsminister Norbert Hofer. Im Tross waren auch rund 170 österreichische Wirtschaftstreibende mit Noch-Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl an der Spitze, rund 30 Vertreter von Kultur und Wissenschaft – und auch eine ganze Reihe Journalisten.
Die Regierung setzte mit der Aufwartung ein Zeichen. Es geht nicht nur ums Geschäft: Verträge im Gesamtwert von 1,5 Mrd. Euro wurden im Rahmen des österreichischen Staatsbesuchs zwischen heimischen und chinesischen Firmen unterschrieben. Türkis-Blau will China auch in seiner Außenpolitik stärker gewichten - auch während des österreichischen EU-Ratsvorsitzes im zweiten Halbjahr 2018 soll China ein Thema werden.
Verantwortlich für den Fokus ist nicht nur Außenministerin Kneissl. Sie hatte die EU jüngst in ihrem Buch "Wachablöse" für deren Strategielosigkeit im Umgang mit dem wachsenden Einfluss Chinas kritisiert. Auch das Verkehrsministerium unter Norbert Hofer ist sehr aktiv. So schaffte es die chinesische Seidenstraßeninitiative, offiziell Belt and Road Initiative (BRI), in das österreichische Regierungsprogramm. Mit viel Pomp und Blasmusik unterzeichneten Österreich und China in der "Großen Halle des Volkes" in Peking auch eine Absichtserklärung zu dem Projekt.