ORF-Kochshow: Chill Mama, ich mach das schon!

Katharina Straßer führt durch die neue Hauptabend-Kochshow auf ORFeins.
Katharina Straßer führt durch die neue Hauptabend-Kochshow auf ORFeins.ORF/Roman Zach-Kiesling
  • Drucken

TV-Notiz Mit "Meine Mama kocht besser als deine" ist die Kochshow im ORF-Hauptabend gelandet. Das ist kurzweiliger als gedacht, hat aber nichts mit professionellem Kochen zu tun. Die Sendung lebt von den Eltern-Kind-Teams und einer ziemlich entspannten Katharina Straßer.

An die Töpfe, fertig, los! Ab sofort wird auch im ORF gegeneinander gekocht. Die Kochshow, bekannt aus dem internationalen Fernsehen in ihren verschiedensten Spielarten und in diesem Fall konkret aus Spanien, ist am Freitagabend in ORFeins gelandet. Sogar mitten im Hauptabend. Und nach der ersten Sendung lässt sich die kühne Behauptung aufstellen: Sie wird eine Weile bleiben. Denn das Debüt der generationenübegreifenden Speedkochsow "Meine Mama kocht besser als deine" geriet kurzweiliger und unpeinlicher als erwartet.

Das lag vor allem an der sorgfältigen Auswahl der Kandidaten, diesmal  zwei Mütter (es sollen später auch Väter kochen, auch wenn sich weniger beworben haben als gehofft) und ihre (fast) erwachsenen Kinder. Und an der sehr entspannten Moderatorin Katharina Straßer, die als Unterlandlerin mit dem ersten Kandidatenpaar, der 51-jährigen Rosalia und ihrem 17-jährigen Sohn Otmar aus dem Tiroler Oberland spürbar schnell warm wurde - und in der Folge besonders oft ins Tirolerische verfiel.

Mama Rosalia (li.) hilft ihrem Sohn Otmar beim Cornflakes-Schnitzel.
Mama Rosalia (li.) hilft ihrem Sohn Otmar beim Cornflakes-Schnitzel.ORF/Roman Zach-Kiesling

Aber auch Rosalia und Otmar waren in ihren roten Kochschürzen schlagfertig und gut eingespielt. Otmar sollte in 20 Minuten vor Studiopublikum eines der Gerichte aus Mamas Rezepte-Sammlung nachkochen, Mama Rosalia durfte nicht eingreifen, aber von der Seite Zutaten (Putenfleisch! Brösel! Eier! Salz! Pfeffer!) und Kochanweisungen (einen Topf für den Reis!) zurufen. Motto: "Hör auf deine Mama!" Profikoch und Juror Konstantin Filippou entschied sich für "Cornflakes-Schnitzel mit Früchtereis", weil es für ihn "nach Frühstück, Mittagessen und Dessert" klang. Der gastronomisch angeblich völlig unbeleckte Sohn schlug sich wacker (wir verzichten auf den Tiroler Akzent beim "ck"), klopfte Schnitzel mangels Klopfer kurzerhand mit der bloßen Faust und zeigte nur bei der verzweifelten Frage: "Wie schält ma a Mango, Mama?" seine Ahnungslosigkeit. 

Hinter einer Glaswand saßen die 22-jährige Teresa und ihre Mutter Andrea, offenbar mit dem selben Faible für große, bunte Ohrringe, beobachteten angespannt ihre Konkurrenten. Danach waren sie selbst an der Reihe; Teresa sollte Mamas "Schweinslungenbraten in Speckmantel mit Kartoffel-Gorgonzola-Püree und Zwetschken in Balsamico-Rotwein" nachkochen. Sie taten das ruhiger und wortkarger ("Topf!", "Pfanne!", "Tu nicht mit dem Ding so hin und her") als das Mama-Sohn-Gespann aus Tirol. Das Fleisch blieb beinah roh (was bei Schwein eher problematisch ist), der Rotwein nicht reduziert genug, die Pfanne brannte an, aber am Ende waren die Teller doch angerichtet. Und der Juror blieb freundlich: "Im Großen und Ganzen nicht so schlecht."

Mama Andrea (mitte) hilft Tochter Andrea zwischendurch beim Schweinslungenbraten.
Mama Andrea (mitte) hilft Tochter Andrea zwischendurch beim Schweinslungenbraten.ORF/Roman Zach-Kiesling

Und so ist es doch vor allem der Profikoch Filippou, gerade erst mit einem zweiten Michelin-Stern für sein Wiener Restaurant dekoriert, der noch etwas mehr in seine Rolle als TV-Juror finden muss. Sein Vorteil ist zwar, dass er von Haus als ziemlich entspannter und lockerer Typ rüberkommt, seine kritischen Bemerkungen ("Ich glaube, dass der Reis verkochen wird." - "Hast Du gesehen, wie das Schnitzel abgesoffen ist, dem sollte man vielleicht Schnorchel und Taucherbrille bringen.") wirkten in der ersten Folge aber dennoch irgendwie bemüht bis verkrampft.

Profikoch und Juror Konstantin Filippou.
Profikoch und Juror Konstantin Filippou.ORF/Roman Zach-Kiesling)

Insgesamt war das eine sehr niederschwellige Freitagabendunterhaltung, die, wahrscheinlich gewollt, oft ins Platte verfiel, sowohl sprachlich als auch rollenmäßig, aber sicher ein Publikum finden wird. Wobei eine Entwarnung sei vorab gegeben: Selbst die ungeschicktesten, unerfahrensten Hobbyköche erfahren in dieser Sendung nichts Neues über das Kochen. Hier wird nicht erklärt, sondern über dampfenden Kochtöpfen und Schneidbrettern gewitzelt und mit Genuss das Klischee - um beim Küchenjargon zu bleiben: breitgewalzt, dass die Mama kochen kann und ihre verwöhnten Kinder nicht. Wie wäre es eigentlich umgekehrt: Tochter und Sohn bringen Mama und Papa ihre Kochkunst bei. Soll es nämlich auch geben, Kochmuffel-Eltern mit küchenaffinem Nachwuchs.

>> Neue Küchenshows im Fernsehen

>> Konstantin Filippou im Interview


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.