Palästinenser erzeugen "Rauchwand" an Grenze zu Israel

Die Behörden warnen vor Gesundheitsschäden durch das Verbrennen der Reifen an der Grenze zum Gazastreifen.
Die Behörden warnen vor Gesundheitsschäden durch das Verbrennen der Reifen an der Grenze zum Gazastreifen.APA/AFP/MAHMUD HAMS
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Hunderte Palästinenser setzen Reifen in Brand, um israelischen Scharfschützen die Sicht zu nehmen. Bei den Protesten kamen zwei Menschen ums Leben.

Bei neuen Protesten im Gazastreifen haben Hunderte Palästinenser am Freitag nahe der Grenze zu Israel Autoreifen verbrannt. Sie wollten so eine "Rauchwand" erzeugen, um Scharfschützen auf der israelischen Seite der Grenze die Sicht zu erschweren. Israels Armee erklärte die Region zum militärischen Sperrgebiet.

Bei den massiven Auseinandesetzungen an der Grenze zu Israel sind am Freitag zwei Palästinenser getötet und 250 weitere verletzt worden. Ein Sprecher der palästinensischen Gesundheitsbehörde teilte mit, mehrere Menschen seien lebensgefährlich verletzt worden. Nach Angaben der israelischen Armee waren rund 10.000 Palästinenser an Protesten und Ausschreitungen entlang der Grenze beteiligt.

Hunderte Palästinenser seien an fünf Stellen entlang der Grenze an Ausschreitungen beteiligt, teilte die israelische Armee mit. Die Truppen setzten Mittel zur Bekämpfung von Unruhen ein, hieß es in der Mitteilung. Schüsse würden gemäß klarer Einsatzregeln abgefeuert. Israels Militär werde "keinerlei Verletzung der Sicherheitsanlage und des Grenzzauns erlauben" und zum Schutz israelischer Zivilisten gegen Angreifer vorgehen. Nach palästinensischen Angaben wurden bisher drei Demonstranten durch Schüsse verletzt.

Israels Armee wirft der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas vor, sie wolle im Schutz der Rauchschwaden Anschläge an der Grenze verüben.

Die palästinensischen Aktivisten trugen beim Verbrennen der Autoreifen einen Mundschutz. Israel hat vor schweren Umwelt- und Gesundheitsschäden durch die Aktion gewarnt. Beim Verbrennen von Autoreifen werden Schadstoffe freigesetzt.

Zwei weitere Tote

Die Hamas hatte vor einer Woche den "Marsch der Rückkehr" gestartet, insgesamt sollen die Proteste sechs Wochen andauern. Beim schlimmsten Ausbruch der Gewalt seit 2014 sind bisher 22 Palästinenser ums Leben gekommen. Am Karfreitag waren bei Konfrontationen 18 Palästinenser getötet worden, zwei starben später an ihren Verletzungen. Zwei weitere wurden bei Vorfällen im Grenzbereich am Dienstag und am Donnerstag getötet.

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres forderte von allen Beteiligten Zurückhaltung. Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (ICRC) äußerte sich besorgt über die hohen Opferzahlen. Rund 1500 Palästinenser sind nach Angaben der Gesundheitsbehörde seit Karfreitag verletzt worden. "Wir erkennen Israels Sicherheitsbedenken an, dennoch darf tödliche Gewalt nur als letztes Mittel eingesetzt werden, wenn es sich nicht vermeiden lässt, um Leben zu schützen", hieß es in der Mitteilung des ICRC.

UNO warnt vor Verstößen gegen Genfer Konvention

Auch das Büro des UNO-Kommissars für Menschenrechte hat Israel aufgefordert, exzessive Gewalt seiner Sicherheitskräfte bei Protesten der Palästinenser im Grenzgebiet zum Gazastreifen zu unterbinden. Schusswaffen sollten nur als letztes Mittel eingesetzt werden, erklärte das Büro des Jordaniers Zeid Ra'ad al-Hussein. Ihre ungerechtfertigte Anwendung könnte den Tatbestand der vorsätzlichen Tötung von Zivilisten erfüllen und wäre eine Verletzung der Genfer Konventionen. Sie behandeln den Schutz von Zivilisten in bewaffneten Konflikten.

Anlass der Proteste ist der 70. Jahrestag der Gründung Israels. Die Palästinenser sehen sie als Katastrophe (arabisch "Naqba") an, weil 1948 Hunderttausende Palästinenser fliehen mussten oder vertrieben wurden. Sie pochen auf ein "Recht auf Rückkehr". Israel lehnt dies ab. Die Hamas wird von den USA, der EU und Israel als Terrororganisation eingestuft. Sie bestreitet das Existenzrecht Israels und fordert die gewaltsame Errichtung eines islamischen Palästinas vom Mittelmeer bis zum Jordan.

(APA/dpa/Reuters)

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