Von allen Politikern Ungarns hat Premier Viktor Orbán die treuesten Anhänger. Aber die Jugend hat er verloren, auch außerhalb der linksdrehenden Hauptstadt. Doch die Opposition ist in sich zerstritten und brächte selbst bei einer kombinierten Mehrheit kaum eine handlungsfähige Regierung zustande. Eine Reportage aus der Provinzstadt Szolnok und aus Budapest.
Man muss lang suchen, um in Szolnoks Innenstadt noch eine Gulaschsuppe zu finden. Allenthalben chinesische Schnellimbisse, Pizza- und Gyrosbuden in der von Plattenbauten aus kommunistischer Zeit dominierten Stadt südöstlich von Budapest.
Wie eine Zeitkapsel versteckt ist darin ein winziges Lokal, das auch so heißt: „Törpe“, Zwerg. Weniger ein Restaurant als eine „Étkezde“, eine Alltagsküche mit preiswerter, guter Hausmannskost. Hier sind Alteingesessene und das ebenso alteingesessene Personal unter sich. „Alfölder Rindsgulasch oder Bohnengulasch?“, fragt Rózsi Deák Lajosné, während sie einem anderen Kunden sein Essen bringt.
„Ich liebe Viktor Orbán.“ Mit dem Gulasch kommt auch schon die Politik. „Ich war schon immer links“, sagt Rózsi. Hier war jeder schon immer irgendwie orientiert: Elvira Budai, eine der beiden Köchinnen, und die andere ältere Dame in der Küche, die ihren Namen nicht verraten möchte, waren schon immer rechts. Sie wollen am Sonntag bei der Parlamentswahl wieder für die Regierungspartei Fidesz und für Ministerpräsident Viktor Orbán stimmen.