Militärbasis in Syrien unter Beschuss: Laut Russland war es Israel

Nach dem mutmaßlichen Giftgasattacken auf Duma kam es zu einem Angriff auf eine Militärbasis.
Nach dem mutmaßlichen Giftgasattacken auf Duma kam es zu einem Angriff auf eine Militärbasis. APA/AFP/SYRIA CIVIL DEFENCE/HO
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Zuerst fiel der Verdacht auf einen US-Luftschlag, doch Russland glaubt an einen israelischen Angriff in Syrien. Ein möglicher Giftgas-Angriff in Ost-Ghouta sorgt für internationale Entrüstung.

Russland und Syrien machen das israelische Militär für den Luftangriff auf die syrische Militärbasis in Homs verantwortlich. Zwei israelische Kampfjets vom Typ F-15 hätten in der Nacht zum Montag aus dem libanesischen Luftraum heraus acht Raketen auf den Flugplatz T4 abgefeuert, teilte das Verteidigungsministerium den Agenturen Tass und Interfax zufolge am Montag in Moskau mit.

Die syrische Luftabwehr habe fünf der Raketen abgefangen. Die drei anderen hätten den westlichen Teil des Geländes getroffen, hieß es. Auch die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, israelische Jets hätten mehrere Raketen auf Syrien abgeschossen. Dabei wurden mindestens 14 Menschen getötet, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag berichtete.

Libanesischen Medien zufolge hatten Bewohner nahe der südöstlichen Grenze zu Syrien in den frühen Morgenstunden von Kampfjets im Luftraum berichtet, was möglicherweise auf einen Angriff aus Israel hindeuten könnte. Israel wollte sich zunächst nicht zu dem Fall äußern. Das Land hat in der Vergangenheit mehrfach die syrische Armee angegriffen, weil Assad auch von Israels Erzfeind Iran unterstützt wird.

USA als erster Verdächtiger

In der Nacht war zuerst unklar, wer für den Beschuss verantwortlich war. Berichte von Sana, dass es sich um einen US-Angriff handeln könnte, bestätigte das Pentagon nicht. "Das Verteidigungsministerium führt derzeit keine Luftangriffe in Syrien aus", hieß am Sonntagabend (Ortszeit) aus Washington. "Allerdings beobachten wir die Situation weiterhin genau und unterstützen die anhaltenden diplomatischen Bemühungen, diejenigen zur Verantwortung zu ziehen, die Chemiewaffen in Syrien und anderswo einsetzen", sagte ein Sprecher.

Scherheitsexperten zufolge wird der attackierte Flugplatz regelmäßig von russischen Streitkräften genutzt, um Angriffe auf Rebellengebiete zu fliegen. Russland unterstützt in dem Konflikt Präsident Baschar al-Assad.

Angriff nach Bericht über Giftgaseinsatz in Duma

Der Raketenangriff folgte jedenfalls auf Berichte über einen mutmaßlichen Giftgasangriff der syrischen Armee auf die Stadt Duma (Douma) in der Rebellenhochburg Ost-Ghouta, bei dem am Samstag mehr als 150 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 1000 verletzt worden sein sollen. Daher fiel der erste Verdacht auch auf die USA, da US-Präsident Donald Trump eine Warnung an Damaskus und seine Verbündeten als Reaktion auf den mutmaßlichen Chemiewaffenangriff ausgesprochen. Die Verantwortlichen müssten einen "hohen Preis" dafür bezahlen, warnte Trump am Sonntag.

Trump und sein französischer Amtskollege Emmanuel Macron telefonierten am Sonntag zu den Ereignissen in Syrien. Das teilten das Weiße Haus und der Elysee-Palast mit. Die beiden Staatsmänner hätten den mutmaßlichen Giftgasangriff mit Dutzenden Toten scharf kritisiert und sich darauf verständigt, dass die syrische Führung um Präsident Bashar al-Assad zur Verantwortung gezogen werden müsse. Allerdings gab es zunächst keine stichhaltigen Beweise dafür, dass der mutmaßliche Giftgaseinsatz auf das Konto Assads geht. Die Assad-Verbündeten Russland und Iran weisen die Vorwürfe etwa zurück.

"Sie haben sich darauf verständigt, Informationen zur Art der Attacke auszutauschen und eine starke, gemeinsame Reaktion zu koordinieren", hieß es vom Weißen Haus nach dem Telefonat. Man wolle gemeinsame Aktionen und Initiativen mit dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen koordinieren, der am Montag zusammentritt, hieß es in einer Mitteilung aus dem Elysee-Palast.

APA

UN-Sicherheitsrat tagt

Nach dem mutmaßlichen Chemiewaffenangriff will sich der UNO-Sicherheitsrat am Montag damit befassen. Die USA beantragten die Dringlichkeitssitzung mit acht weiteren Staaten, darunter auch die ständigen Ratsmitglieder Frankreich und Großbritannien, am Sonntag. "Der Einsatz von Chemiewaffen, um unschuldige syrische Zivilisten zu verletzen und zu töten, ist zu gewöhnlich geworden", teilte die amerikanische UNO-Botschafterin Nikki Haley mit. "Der Sicherheitsrat muss zusammenkommen und unmittelbaren Zugang für Retter fordern, eine unabhängige Untersuchung zum Hergang unterstützen und die für diese abscheuliche Tat Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen."

Russland hat für Montag seinerseits eine Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats angekündigt. Dabei werde es um die "Bedrohungen für den Frieden und die Sicherheit in der Welt" gehen, sagte ein Sprecher der russischen Vertretung bei der UNO am Sonntag laut russischen Agenturberichten. Nähere Angaben machte er nicht.

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