Cosby-Prozess: Zweiter Anlauf startet mit einer Festnahme

Femen-Einsatz zum Beginn des Strafprozesses gegen Bill Cosby in Norristown.
Femen-Einsatz zum Beginn des Strafprozesses gegen Bill Cosby in Norristown.Reuters
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Zum Auftakt des neu aufgelegten Strafprozesses wegen sexueller Nötigung gegen den Schauspieler Bill Cosby wurde eine Femen-Aktivistin abgeführt.

Wegen eines Zwischenfalls mit einer halbnackten Frau und juristischen Zweifeln hat sich der Beginn des neu aufgelegten Strafprozesses gegen den US-Entertainer Bill Cosby (80) wegen sexueller Nötigung zunächst verzögert. Ursprünglich hatten am Montagmorgen (Ortszeit) an einem Gericht in Norristown im US-Bundesstaat Pennsylvania Anklage und Verteidigung ihre Eröffnungserklärungen abgeben wollen.

Der Richter entschied jedoch, sich zunächst mit einem Einwand der Verteidigung zum Zweifel an der Unabhängigkeit eines Jurors zu beschäftigen. Zuvor war es auf Cosbys Weg zum Gericht zu einem Zwischenfall gekommen. Eine halbnackte Aktivistin sprang Cosby vor dem Gerichtsgebäude in den Weg und schrie "Mister Cosby, Vergewaltiger". Kurz darauf wurde sie von der Polizei überwältigt, festgenommen und abgeführt. Cosby musste umkehren und warten, bis sich die Lage beruhigt hatte.

Zum Strafprozess in Philadelphias Vorort Norristown, das nicht weit entfernt von Cosbys Wohnhaus liegt, versammelte sich am Montag auch eine kleine Gruppe von Cosby-Gegnern und -Unterstützern. Auf Schildern und mit Rufen forderten sie Gerechtigkeit für Klägerin Andrea Constand - beziehungsweise für Cosby.

Bereits vor einigen Tagen hatte Cosbys Verteidigung per Antrag darum gebeten, einen Juror seines Postens entheben zu lassen, der den Entertainer vor Jury-Kollegen als schuldig bezeichnet haben soll. "Dieser Einwand veranlasst das Gericht, sofort zu handeln", sagte Richter Steven O'Neill. "Ich beschütze das Wesen dieses Prozesses und stelle sicher, dass er fair und unabhängig ablaufen kann."

Zwölf Juroren waren in der vergangenen Woche ausgesucht worden, sind aber noch nicht eingeschworen. Nun sollten die Beteiligten befragt werden. "Wir lassen das jetzt erstmal zu und schauen dann, wie wir weiter vorgehen können", sagte O'Neill. Cosby gab in einem kurzen Kommentar sein Einverständnis. Wann der Prozess starten konnte, blieb am Montag zunächst unklar.

Ein erster Prozess war vor rund zehn Monaten geplatzt, weil die Jury sich auch nach tagelangen Beratungen nicht auf ein Urteil hatte einigen können. Für den zweiten Prozess war nun eine neue Jury ausgesucht worden, außerdem hat Cosby neue Verteidiger.

Bei einer Verurteilung könnte ihm eine lange Haftstrafe drohen. Auch in der Neuauflage des Prozesses geht es um die Frage, ob Cosby Constand an einem Abend im Jahr 2004 sexuell missbraucht hat. Der Entertainer, der in den 80er-Jahren mit der "Bill Cosby Show" weltberühmt geworden war, weist die Anschuldigungen zurück.

(APA/dpa)

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