Die Übernahme der deutschen Tengelmann-Filialen half zwar beim Umsatz, beim Gewinn musste der Handelskonzern aber Abstriche machen.
Der deutsche Handels- und Touristikkonzern Rewe mit Sitz in Köln ist 2017 erneut kräftig gewachsen. Dank der Übernahme von mehr als 60 Kaiser's-Tengelmann-Filialen und über 160 Sky-Märkten, aber auch durch das florierende Geschäft in den eigenen Läden steigerte die Rewe Group ihren Umsatz um 6,7 Prozent auf 57,8 Mrd. Euro. Das teilte Rewe-Vorstandschef Lionel Souque am Dienstag in Köln mit.
Der Umsatzsprung war allerdings teuer erkauft. Der Jahresüberschuss des Konzerns brach wegen der mit den Filialübernahmen verbundenen Kosten nach den bisher vorliegenden Zahlen um 27 Prozent auf 338 Mio. Euro ein. Souque verteidigte die Zukäufe. "Durch die Kaiser's-Tengelmann-Filialen und den Sanierungsbedarf bei Sky haben wir eine temporäre Ergebnisbelastung", sagte er. "Doch indem wir dort investieren und modernisieren, verbessern wir unsere Wettbewerbsposition erheblich."
Deutsches Geschäft legte zu
Stärkster Wachstumstreiber bei der genossenschaftlichen Gruppe war 2017 - auch durch die Übernahmen - das deutsche Supermarktgeschäft mit einem Umsatzplus von 15,4 Prozent. Aus eigener Kraft wuchs die Sparte um 5,8 Prozent.
Das Supermarkt- und Drogeriemarkt-Geschäft im Ausland wuchs um 4,9 Prozent. Die Diskonttochter Penny steigerte ihre Umsätze in Deutschland um 2,5 Prozent und im Ausland um 5,4 Prozent. Die Touristiksparte, zu der Reiseveranstalter wie DerTour und ADAC-Reisen gehören, erhöhte den Umsatz um drei Prozent. Die Zahl der Beschäftigten bei dem Handelsriesen stieg europaweit um 6,1 Prozent auf gut 345.000 Mitarbeiter. In Deutschland nahm sie 2017 um 7,7 Prozent auf gut 254.000 Beschäftigte zu. Zur Rewe-Gruppe gehören in Österreich die Lebensmittelmärkte Billa, Merkur, Adeg und Penny.
Neue Konkurrenz aus dem Internet
Im hart umkämpften deutschen Lebensmitteleinzelhandels-Markt habe Rewe das stärkste Umsatzwachstum der Supermarkt-Branche erwirtschaftet - der Konzern konkurriert dort unter anderem mit der Metro-Tochter Real. Rewe hatte nach langen Auseinandersetzungen unter anderem in Berlin Märkte des Konkurrenten Kaiser's Tengelmann übernommen. Der Jahresüberschuss verringerte sich indes von gut 460 Millionen auf knapp 340 Millionen Euro.
Lionel Souque hatte bei Rewe Mitte des vergangenen Jahres das Ruder übernommen. Er folgte auf Alain Caparros, der zur Textilkette C&A wechselte. Rewe muss im Lebensmittelhandel auch neuer Konkurrenz die Stirn bieten - Online-Riesen wie Amazon sind in den Markt eingestiegen. Rewe liefert derzeit in 75 Städten in Deutschland im Internet bestellte Lebensmittel aus. Aber auch im Reise-Geschäft um DER Touristik bauen die Rheinländer das Geschäft über das Internet aus. Insgesamt habe Rewe im Online-Geschäft 2017 ein Umsatzplus von rund 24 Prozent verbucht.
Supermarkt-Geschäft wird weiter ausgebaut
Auch in Zukunft will Rewe auf Expansion setzen und jährlich mehr als zwei Mrd. Euro in den Ausbau des Unternehmens investieren. Denn der Konzern sieht sich unter Druck - und das nicht nur durch den direkten Konkurrenten Edeka. Auch die Diskonter Aldi und Lidl investieren Milliarden in ihre Filialen und verwandeln sich immer mehr in kleine Supermärkte. Und im Internet wachsen weitere Rivalen wie der Lieferdienst Amazon Fresh heran. "Wir wissen, dass der Wettbewerb weiterhin extrem hart sein wird", betonte Souque.
Um dem zu begegnen, steckt Rewe auch Geld in neue Ladenkonzepte. Im Mittelpunkt stehen mehr Frische und Bequemlichkeit. Ziel sei es, den "Abstand zum Diskontgeschäft zu halten und auszubauen" sagte der Manager. Auch online will Rewe Amazon und Co. Paroli bieten. 2017 steigerte der Konzern seine E-Commerce-Umsätze um rund 24 Prozent.
(Reuters)