AK-Umfrage: Vier von fünf Österreicher außerhalb der Arbeitszeit erreichbar

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Smiling businessman with cell phone pushing bicycle model released Symbolfoto property released PUBL(c) imago/Westend61 (Uwe Umstätter)
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Arbeitnehmer sind grundsätzlich nicht verpflichtet, auf ständige Anrufe und SMS des Dienstgebers in ihrer Freizeit zu reagieren. Viele sind trotzdem erreichbar.

In Österreich sind 81 Prozent der Arbeitnehmer auch außerhalb der Arbeitszeit für ihre Firma erreichbar. Drei Viertel davon bekommen aber dafür nichts bezahlt, so die Ergebnisse einer Online-Umfrage der Arbeiterkammer (AK). Von insgesamt 54 Prozent der Befragten werde aber seitens des Arbeitgebers erwartet, dass sie schnellmöglich reagieren. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen immer mehr. Einer Umfrage des Randstad Austria Workmonitor, allerdings aus dem Jahr 2015, zufolge, liegt die Bereitschaft der österreichischen Arbeitnehmer, auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten verfügbar zu sein, mit 43 Prozent nicht weit von der Erwartungshaltung der Arbeitgeber entfernt.

Frankreich hatte mit Jahresbeginn das weltweit erste Gesetz eingeführt, das Arbeitgeber dazu anhalten soll, die Freizeit ihrer Angestellten zu respektieren. Unternehmen wird mit der Regelung allerdings nicht verboten, ihren Mitarbeitern E-Mails zu schicken.

Im vergangenen Herbst befragte die AK online rund 3500 Personen zum Thema "permanente Erreichbarkeit". 81 Prozent gaben an, auch in der Freizeit, im Urlaub oder im Krankenstand für die Arbeit erreichbar zu sein, nur zwölf Prozent sagten das Gegenteil. "Niemand ist zu einer dauerhaften Rufbereitschaft verpflichtet, die noch dazu in der Vielzahl der Fälle nicht abgegolten wird", sagte Silvia Hruska-Frank, stellvertretende Leiterin der Abteilung Sozialpolitik der AK. Vielmehr hätten Arbeitnehmer ein Recht auf ungestörte Freizeit.

Rufbereitschaft ist abzugelten

Nur knapp jeder Achte bekommt die zusätzliche Erreichbarkeit dauerhaft bezahlt, elf Prozent werden manchmal dafür entlohnt und drei Viertel nie. Dabei wirkt die ständige Erreichbarkeit für 61 Prozent der Befragten der AK-Umfrage störend und belastend. Allerdings sind Arbeitnehmer nicht generell dazu verpflichtet, dauernd auf Anrufe und SMS zu reagieren. "Sie müssen nur erreichbar sein, wenn eine Rufbereitschaft vereinbart wurde - die ist dann aber auch extra abzugelten. Wenn Sie dienstlich kontaktiert werden, gilt die verwendete Zeit als Arbeitszeit und ist entsprechend zu bezahlen", erklärte Hruska-Frank. Ständige Erreichbarkeit ist laut AK auch kein Phänomen, das nur bei gut bezahlten Angestellten vorkommt, sondern ist bei weniger gebildeten Menschen noch stärker verbreitet.

Als Reaktion auf eine Umfrage der Arbeiterkammer hat die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) am Dienstag ebenfalls eine Umfrage veröffentlicht. Bei dieser gaben die Befragten an, dass sie im Schnitt 21 Minuten pro Tag während der Arbeitszeit Handy, Computer und Co. für private Zwecke nützen.

Auf der Gegenseite stehen zehn Minuten für Berufliches in der Freizeit. "Wer kritisiert, dass der Chef mitunter in der Freizeit anruft, muss beide Seiten sehen. Denn unterm Strich ist die Privatnutzung von Medien mehr als doppelt so hoch, wie es die berufliche Erreichbarkeit in der Freizeit ist. Geht man nur von 21 Minuten pro Tag für Privataktivitäten aus, so entspricht das 9,5 Arbeitstagen pro Jahr", sagte Martin Gleitsmann, Abteilungsleiter für Sozialpolitik und Gesundheit der WKÖ.

(APA)

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