Der Facebook-Gründer stellt sich im US-Kongress einem einzigartigen Hearing. Zuckerberg ist um Beruhigung bemüht und nimmt, wie schon zuvor, alle Schuld für den Datenmissbrauch auf sich.
New York. Mark Zuckerberg wirkt nervös, als er, brav im dunklen Anzug und blauer Krawatte, vor dem Justiz- und Handelsausschuss des US-Senats Platz nimmt. Vorsichtig lächelnd schenkt sich der Facebook-Gründer aus der Wasserflasche ein und nippt mehrmals am halbvollen Glas. Schließlich setzt der republikanische Senator John Thune zum ersten verbalen Faustschlag an und Zuckerbergs Lächeln wandelt sich blitzschnell zur versteinerten Miene.
„Das ist ein außergewöhnliches Hearing. Facebooks unglaubliche Reichweite ist der Grund, warum wir heute hier sind“, sagt Thune. „In gewisser Weise stehen Sie für den amerikanischen Traum.“ Aber: „Ich bin nach wie vor alles andere als überzeugt, dass die Nutzer von Facebook tatsächlich wissen, welche Infos sie in welcher Form teilen.“ Zuckerbergs Miene verzieht sich kein bisschen.
Es ist tatsächlich ein besonderer Moment, als der 33-jährige Gründer des wichtigsten sozialen Netzwerks den Gesetzgebern der weltgrößten Volkswirtschaft gegenübersitzt. Denn eigentlich scheut Zuckerberg das Rampenlicht wie der Teufel das Weihwasser. Interviews gibt der Multimilliardär nur selten und widerwillig. Als ihm im vergangenen Monat eine Einladung des britischen Parlaments in Haus flatterte, ließ er die Gesetzgeber in London wissen, dass er gerne einen seiner Mitarbeiter für die Befragung zur Verfügung stelle. In Westminster war man „not amused“, bis heute steht kein Datum für die Befragung fest.
So einfach kommt Zuckerberg in den USA nach dem Skandal um die Weitergabe der Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern nicht davon. Unter der Androhung strengerer Regulierung zeigte sich Zuckerberg in seiner Stellungnahme reumütig und schuldbewusst. „Es war mein Fehler, und es tut mir leid,“ sagt er. „Es ist jetzt klar, dass wir nicht genug getan haben“ um zu verhindern, dass bestimmte Eigenschaften von Facebook „verwendet wurden, um Schaden anzurichten.“

Dann erklärt der Studienabbrecher, der Facebook 2007 im Alter von 22 gegründet hat, wie es dazu kommen konnte, dass die Berater von Cambridge Analytica an die Daten kamen und diese mutmaßlich in den Händen der Russen oder aber auch in jenen der Wahlhelfer Donald Trumps gelandet sind, die damit wiederum die Präsidentschaftswahl in den USA beeinflusst haben könnten. Auf die Nachfrage des Vorsitzenden des Justizausschusses, Chuck Grassley, welche Daten genau und in welcher Menge von Cambridge Analytica abgegriffen wurden, weicht Zuckerberg aus und verspricht Antworten nachzureichen.
Es ist eine Geschichte, die 2013 beginnt und deren Wiederholung Facebook nun mit strengeren Regeln vermeiden will. Damals verband der Universitätsforscher Alexsandr Kogan einen Persönlichkeitstest mit Facebook. Rund 300.000 Nutzer spielten mit und stimmten im Gegenzug der Weitergabe ihrer Daten zu. Die Crux dabei: Sie stimmten auch der Weitergabe von Infos ihrer Freunde zu, sofern deren Einstellung dies erlaubten. Und so war es Kogan möglich, „Informationen von Dutzenden Millionen an Freunden“ zu erhalten, erklärt Zuckerberg. Damit nicht genug. Kogan gab die Daten an Cambridge Analytica weiter und der Rest ist Geschichte.
Wie reagieren die Gesetzgeber?
Mitentscheidend für die Zukunft des sozialen Netzwerks wird nun sein, wie die Gesetzgeber reagieren. Sie werden eine Balance finden müssen zwischen strengerer Regulierung und einer lockeren Leine, die den technologischen Fortschritt fördern soll. Facebook hat mittlerweile zugestanden, dass die Infos von Freundesfreunden ohne deren ausdrückliche Zustimmung nicht mehr weitergegeben werden. Außerdem will Zuckerberg sein Team zum Schutz von Daten auf 20.000 Menschen aufstocken. „Unsere Gemeinschaft zu schützen ist wichtiger als unsere Profitabilität,“ sagt Zuckerberg.
Seit Auffliegen des Skandals hat die Aktie mehr als 15 Prozent verloren, der Börsenwert fiel um fast 100 Milliarden Dollar. Auch Zuckerberg selbst hat einen zweistelligen Milliardenbetrag verloren, doch das wird ihm nur am Rande kümmern. Zunächst wird er froh sein, wenn der Befragungsmarathon am Kapitol vorbei ist.