Die UN-Gesundheitsorganistaion hat Krankenhauspatienten aus dem syrischen Duma untersucht. Der russische Botschafter im Libanon droht den USA, ihre Raketen abzuschießen.
Die Hinweise auf einen Giftgas-Angriff im syrischen Duma vedichten sich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht deutliche Anzeichen dafür. Die Symptome der rund 500 Betroffenen in Duma in der Rebellenhochburg Ost-Ghouta entsprächen einer Belastung mit giftigen Chemikalien, teilte die Organisation am Mittwoch in Genf mit. Die Behörde stützt sich dabei auf Angaben von Gesundheitspartnern vor Ort.
Besonders Anzeichen von schweren Irritationen der Schleimhäute, Atemversagen und Störungen des Zentralnervensystems seien bei den Frauen, Männern und Kindern aufgetreten. Nach Informationen der WHO sind mehr als 70 Menschen, die während der Angriffe auf Duma in Kellern Schutz gesucht hatten, gestorben. 43 Todesfälle seien auf die Belastung mit besonders giftigen Substanzen zurückzuführen.
Die Weltgesundheitsorganisation verurteilte den mutmaßlichen C-Waffen-Angriff. "Wir sollten empört sein über diese entsetzlichen Berichte und Bilder von Duma", sagte Peter Salama von der WHO. Die Behörde fordere sofortigen ungehinderten Zugang zu dem betroffenen Gebiet, um dringend benötigte Hilfe für die Notleidenden anzubieten. Auch UNO-Hilfsorganisationen können bisher nicht in die Enklave Ost-Ghouta (Ost-Ghuta) und die dazu zählende Rebellenbastion Duma.
Die WHO ist für die Untersuchung von Giftgas-Angriffen nicht zuständig. Experten der Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW) sollen in Kürze in die syrische Stadt geschickt werden, um den mutmaßlichen Chemiewaffenangriff zu untersuchen. Der Westen macht den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad dafür verantwortlich. Die syrische Regierung hat erklärt, sie sei für den Vorfall in Duma nicht verantwortlich.
Merkel sieht Indizien für syrische Verantwortung
Laut der deutschen Kanzlerin Angela Merkel gibt es sehr "schwere Indizien" für eine Verantwortung der syrischen Regierung für den jüngsten berichteten Chemiewaffeneinsatz in dem Land. "Wir sehen, dass alle Umstände darauf hinweisen, dass es einen neuen C-Waffeneinsatz gegeben hat", sagte Merkel am Mittwoch nach der Kabinettsklausur in Meseberg.
Sie bedaure "außerordentlich", dass sich der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen nicht auf den amerikanischen Vorschlag habe einigen können, sofort ein UNO-Team zur Untersuchung des Vorfalls vor Ort entsenden zu können.
Die Kanzlerin wollte ausdrücklich keine Stellung nehmen zu eventuellen Militäraktionen, über die sich die USA derzeit mit Großbritannien und Frankreich abstimmen. "Über weitere Dinge möchte ich jetzt nicht reden", sagte sie.
Russischer Botschafter droht mit Vergeltung
Der russische Botschafter im Libanon hat den USA mit Vergeltungsschlägen gegen ihre Streitkräfte gedroht, sollten sie Syrien mit Raketen angreifen. "Wenn es einen Angriff der Amerikaner geben sollte, dann ... würden die Raketen abgeschossen", sagte Botschafter Alexander Sasypkin am Dienstagabend dem Hisbollah-Fernsehsender al-Manar.
Es würden aber auch die Abschussvorrichtungen angegriffen, von denen aus die Raketen abgefeuert würden, sagte er unter Berufung auf eine Erklärung des russischen Präsidenten Wladimir Putin und des russischen Armeechefs. Potenzielle Angriffsziele wären damit auch US-Kriegsschiffe in der Region, wenn von denen Marschflugkörper abgefeuert würden. Damit würde eine direkte Konfrontation der beiden Atommächte drohen.
Noch am Vortag hatte Vize-Außenminister Michail Bogdanow die Gefahr einer militärischen Konfrontation als gering bezeichnet und erklärt, es gebe auf Arbeitsebene Kontakte zwischen Vertretern beider Mächte wegen Syrien. Er glaube, dass sich der gesunde Menschenverstand durchsetzen werde.
Im April 2017 hatten die USA als Reaktion auf einen mutmaßlichen Giftgas-Angriff auf die von Rebellen gehaltene Stadt Khan Sheickoun von zwei Kriegsschiffen im Mittelmeer aus einen syrischen Luftwaffenstützpunkt mit Marschflugkörpern beschossen.
(APA/dpa/Reuters)