Wie Banken vom Datenschutz profitieren

Peter Bosek, Retail-Chef der Erste Group.
Peter Bosek, Retail-Chef der Erste Group.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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„Wir verkaufen keine Daten“, sagt Erste-Banker Peter Bosek. Die ab Mai geltende Datenschutzgrundverordnung sieht er als Chance, sich zu profilieren.

Der Facebook-Skandal rund um die massenhafte Weitergabe von Kundendaten und die neuen Datenschutzregeln in der EU kommen manchen gerade recht. Zum Beispiel den Banken. „Jeder glaubt, dass Facebook und ähnliche Dienste gratis sind. Aber man gibt ja seine Daten her. Die haben Wert. Diese Einsicht setzt sich langsam durch“, sagt Peter Bosek, Retail-Vorstand der Erste Group. „Das ist nicht nur für uns, sondern für die ganze Branche ein Riesenthema. Was persönliche Daten betrifft, sind Banken in einer anderen Liga als die Facebooks oder Amazons dieser Welt. Das sollte sonnenklar sein. Wir verkaufen keine Kundendaten“, so Bosek.
Die Banken werden derzeit – so wie alle anderen Unternehmen – ohnehin gezwungen, die eigene Datenverwendung genau zu überprüfen. Mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) geht im Mai ein neues Regelwerk an den Start, das erstmals strenge Strafen für den sorglosen Umgang mit Kundendaten vorsieht. Wie eine aktuelle Studie der Johannes-Kepler-Universität in Linz zeigt, ist aber erst ein Drittel der Unternehmen auf die neuen Regeln vorbereitet.
Dabei wäre die DSGVO eine Chance, sagt Bosek, dessen Bank rund 16 Millionen Kunden in Europa betreut. Rund 40 bis 50 Mitarbeiter seien derzeit mit Vorbereitungen auf die neue Daten-Realität beschäftigt. „Da geht es vor allem um die Frage: In welchen Systemen haben wir die Daten? Und wo haben Mitarbeiter vielleicht Daten gespeichert?“
Am 17. April diskutiert Bosek das Thema bei „Wirtschaft Wissenschaft Unplugged“ an der WU. Sparringpartner sind Nadia Abou Nabout und Ronald Hochreiter von der WU. Die Moderation übernimmt die „Presse“-Ressortleiterin Hanna Kordik.
Die neuen Datenschutzregeln seien ein guter Schritt, findet Bosek: „Bisher war es eher mein Eindruck, dass wir die Regulatorik in Europa als Waffe verwenden. Etwa gegen neuartige Geschäftsmodelle aus dem amerikanischen Raum. Aber diesmal ist das anders. Zum ersten Mal seit langer Zeit gestaltet Europa hier regulatorisch. So etwas wie die DSGVO gibt es bisher weltweit nicht.“ Banken könnten sich als vertrauenswürdige Partner in Sachen Datenverwaltung beweisen, so Bosek: „Das ist das erste Mal seit der Finanzkrise, dass ich ein regulatorisches Thema als Positionierung verwenden kann.“

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