Testessen: "Day drinking" im Al Banco am Erste Campus

(c) die Presse (Carolina Frank)
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Eine italienische Tagesbar mit „Bella Presenza“ beim Hauptbahnhof. Hinter dem Lokal steckt mit Marketing-Fachfrau Regina Baumgartner eine Quereinsteigerin.

"Die Tagesbar, die Wien lang nicht hatte" – so die PR-Formulierung des Al Banco am Erste Campus beim Hauptbahnhof –, das stimmt nicht wirklich. Siehe unter anderem das von Hermann Czech gestaltete Cin Cin Buffet in der Schottenbastei. Auch die Aperitivo-Kultur selbst hat längst nicht, wie angedeutet, erst das Al Banco nach Wien gebracht. Da ist seit mehr als einem Jahr frischer Wind zu verzeichnen. Und das Schwarze Kameel beweist ohnehin, dass man auch ohne inszenierte Italianità Aperitivo-Kultur vorleben kann. „Day drinking“ sagen andere Gastronomen wie David Schober von der Bar Kleinod dazu, das Hinübergleiten von einer Tageszeit in die andere.

Als eine solche Tageszeit-Grenze hat man im Al Banco 21 Uhr vorgesehen. Dann schließt das von einem Londoner Interiorbüro fesch ausgestattete Lokal (was wohl auch mit dem Büroort Erste Campus zu tun hat). Passt, meint die museumserprobte Tischgenossin, aus dem nahen Belvedere 21 muss man ohnehin bis 18 Uhr draußen sein (außer an den langen Tagen Mittwoch und Freitag, wo das Museum auch bis 21 Uhr offen hat).

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Hinter dem Lokal steckt mit Marketing-Fachfrau Regina Baumgartner eine Quereinsteigerin. Als ihr Motto hat sie „Bella Presenza“ auserkoren, was sie in weißen Neonbuchstaben an die Wand hängen ließ. Der Name Al Banco ist gut gewählt, Italienaffinen kommt dabei gleich unkomplizierter und schneller Konsum in den Sinn, direkt an der Bar noch dazu etwas günstiger als an den Tischen. Am Vorabend ist das Lokal gut gefüllt, die Drinks wie Negroni Sbagliato oder Americano sind richtig gekonnt gemixt, Prosecco kommt vom Fass.

Zum jeweils ersten Glas reicht man ein winziges Aperitivohäppchen, etwa Polentawürfel mit der fetten kalabresischen Chilistreichwurst N’duja oder getrockneten Paradeisern. Die Antipasti-Platten (klein 11,50, groß 19,50) wirken zunächst wenig aufregend, was darauf liegt, ist aber gut eingekauft: Käse kommt von Pöhl am Naschmarkt, Rohschinken von Tschürtz, dazu gibt es unter anderem Kapernbeeren, die dank einer Proseccomarinade angenehm anders schmecken. Die Spuntini-Abteilung ist mit Panini, Focacce und Tramezzini recht großformatig angelegt, hier könnte man noch ein wenig weiterdenken, Stichwort Baccalà. Hauptessenszeit ist aber zwischen 11 bis 14.30 Uhr, wenn die italienisch besetzte Küche Pasta wie Orecchiette mit Sardellen und Brokkoli oder Risotto mit Heidelbeeren und Scamorza liefert.

Info

Al Banco, Am Belvedere 1 (Erste Campus), 1100 Wien, Tel. 050100–14600, Mo bis Fr 8.30 bis 21 Uhr. Mehr Lokalkritiken auf: Schaufenster.DiePresse.com

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