Herbert Diess ist neuer Konzernchef. Die zwölf Fahrzeugmarken im Konzern werden in drei Gruppen gebündelt. Und das Nutzfahrzeuggeschäft wird für einen Börsengang vorbereitet
Neuer Chef, neuer Vorstand, neue Struktur: Der Volkswagen-Konzern leitet den größten Umbau in seiner Geschichte ein. Der Aufsichtsrat beschloss am Donnerstag eine Reihe tiefgreifender Veränderungen - auch um sich für die Elektromobilität fit zu machen.
Der Österreicher Herbert Diess, bisher Markenchef bei VW, löst Matthias Müller an der Spitze des weltgrößten Autobauers ab und drückt dem Wolfsburger Konzern gleich seinen Stempel auf: Die zwölf Fahrzeugmarken werden in drei Markengruppen zusammengefasst; insgesamt wird es künftig sechs Geschäftsfelder sowie die Region China geben. Die Nutzfahrzeugsparte wird durch die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft für einen Börsengang vorbereitet. Durch die neue Aufteilung werde der Konzern schlanker, könne Synergien besser nutzen und schneller entscheiden, erklärte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch im Anschluss an eine Sitzung des Kontrollgremiums.
Volkswagen kann bei einem Börsengang der Lkw-Sparte einem Magazinbericht zufolge auf Einnahmen von 6 bis 7 Mrd. Euro hoffen. Das berichtete der "Spiegel" am Freitag im Voraus ohne Angabe von Quellen.
Neuer Vorstand
Mit dem größten Umbau in der 80-jährigen Firmengeschichte geht ein Stühlerücken im Vorstand einher. Neben Einkaufschef Francisco Garcia Sanz, der auf eigenen Wunsch aus dem Konzern ausscheidet, nimmt Personalvorstand Karlheinz Blessing seinen Hut. Blessing bleibt aber weiterhin als Berater für VW tätig. Für ihn rückt der bisherige Generalsekretär und Vertraute von Betriebsratschef Bernd Osterloh, Gunnar Kilian, in den Vorstand ein. Sanz' Aufgabenfeld übernimmt kommissarisch VW-Beschaffungsvorstand Ralf Brandstätter.
Der neue VW-Boss bekommt mit der Leitung der Volumengruppe mehr direkten Einfluss auf das operative Geschäft als Müller hatte. Die Machtfülle des früheren BMW-Managers bei Volkswagen ist vergleichbar mit der von Winterkorn. Der hatte neben seiner Aufgabe als Konzernchef auch die umsatzstärkste Marke VW geleitet. Der schon mehrmals als Abschusskandidat im Dieselskandal gehandelte Audi-Chef Rupert Stadler ist vom großen Stühlerücken nicht betroffen. Er leitet die künftige Premium-Gruppe, wie VW mitteilte. Porsche-Chef Oliver Blume wird ordentliches Mitglied im Konzernvorstand und Chef der "Super Premium"-Gruppe. Sie umfasst Insidern zufolge neben dem Sportwagenbauer Porsche auch die Luxusmarken Bentley, Bugatti und Lamborghini.
Betriebsrat unterstützt Konzernumbau
Die beiden größten Gewinnbringer - Audi und Porsche - in einer Gruppe zusammenzufassen wäre schwierig geworden, weil keine der beiden selbstbewussten Marken der anderen die Führung überlassen hätte. sagte eine mit den Plänen vertraute Person. Die für die Markengruppen verantwortlichen Vorstandsvorsitzenden übernehmen zusätzliche Führungsaufgaben im Konzern, um Diess zu entlasten.
Betriebsratschef Bernd Osterloh hat die volle Unterstützung der Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat angekündigt. Er begrüße es ausdrücklich, dass der Konzern und die Marke VW Pkw wieder in Personalunion geführt werden sollten, schrieb Osterloh in einem Brief an die Belegschaft, der der dpa vorliegt. Zuvor hatte es geheißen, die Betriebsräte seien irritiert, denn die Arbeitnehmerseite sei in den Umbau weitgehend nicht eingebunden gewesen.
(APA/Reuters)