Wrabetz verteidigt ORF-Korrespondenten gegen FPÖ-Attacken

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz:  Korrespondentenbüros sind unverzichtbar
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz: Korrespondentenbüros sind unverzichtbarAPA/GEORG HOCHMUTH
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"16 Korrespondentenbüros des ORF sind unverzichtbare vom Publikum höchst geschätzte Säule der internationalen Berichterstattung in TV, Radio und Online", wehrt sich ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz gegen FPÖ-Attacken.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz verteidigt die Auslandskorrespondenten des öffentlich-rechtlichen Senders gegen FPÖ-Kritik. Auch unter ORF-Journalisten ist die Empörung über die neuerlichen blauen Attacken groß. FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger hatte in den "Salzburger Nachrichten" eine "objektivere Berichterstattung" gefordert und Einschnitte bei den Auslandsbüros angedroht.

"Von den Auslandskorrespondenten werden wir ein Drittel streichen, wenn diese sich nicht korrekt verhalten", meinte Steger. Als Beispiel nannte der frühere FPÖ-Parteiobmann und Vizekanzler, der die Freiheitlichen seit 2010 im obersten ORF-Aufsichtsgremium vertritt, die Berichterstattung zur Ungarn-Wahl. Diese ist laut Steger nämlich "einseitig" abgelaufen. Der blaue Partei-Stiftungsrat, der unter der neuen ÖVP-FPÖ-Regierung als möglicher neuer Vorsitzender für den ORF-Stiftungsrat im Gespräch ist, dürfte damit zu Orban-kritisch meinen. Und Steger droht den ORF-Journalisten auch noch in Sachen Social Media: Wer gegen die neuen Social Media-Richtlinien verstößt, "wird zunächst verwarnt - und dann entlassen".

ORF-Generaldirektor Wrabetz reagierte noch in der Nacht via Twitter auf die Aussagen. "16 Korrespondentenbüros des ORF sind unverzichtbare vom Publikum höchst geschätzte Säule der internationalen Berichterstattung in TV, Radio und Online. Bis 2020 kommen noch 2 weitere Standorte dazu", erklärte Wrabetz. Der ORF-Chef stellte sich auch vor den von Steger direkt angegriffenen Ungarn-Korrespondenten: "Freue mich mitzuteilen, dass ich den Entsendungsvertrag von Ernst Gelegs als Korrespondent in Budapest nach der ausgezeichneten Berichterstattung zur ungarischen Wahl bis 2021 verlängert habe."

Kritik kam - via Social Media - auch von ORF-Journalisten. "Ein ORF-Stiftungsrat, der gegen sein eigenes Unternehmen hetzt und einen untadeligen Kollegen erkennbar bedroht, wird uns als Redakteurssprecher der ORF-KorrespondentInnen selbstverständlich beschäftigen", erklärte Brüssel-Büroleiter Peter Fritz. "Dieser direkte Angriff auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk von einem Aufsichtsorgan ist ein neuerlicher Tiefpunkt der Medienpolitik", kritisierte Redakteursratsvorsitzender Dieter Bornemann.

"ZiB 2"-Moderator Armin Wolf, der zuletzt im Visier der FPÖ stand und Freitagabend in Deutschland eine Besondere Ehrung beim renommierten Grimme-Fernsehpreis entgegen nahm, meldete sich nach der Verleihung via Twitter. "Ein Partei-Stiftungsrat will ORF-Korrespondenten 'streichen', deren Berichterstattung ihm nicht gefällt. Tolle Idee 'Objektivität' von Parteienvertretern bewerten zu lassen. Könnte aus Ungarn stammen." Wolf wies auch auf die rechtliche Lage hin: "Der ORF-Stiftungsrat ist weder für die Streichung von Korrespondenten noch für die Verwarnung oder Entlassung von ORF-Journalisten zuständig."

(APA)

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