Wie lang tanzt das Gold noch Cha-Cha-Cha?

Der Goldpreis tanzt Cha-Cha-Cha.
Der Goldpreis tanzt Cha-Cha-Cha.Bloomberg
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Trotz Krisensituation sind Anleger beim Gold noch sehr zögerlich. Dabei ist ein Preisausbruch nach oben in Griffweite.

Es wäre eigentlich die Zeit des Goldes. Immerhin gilt es als traditionell sicherer Hafen in unsicheren Zeiten. Und in einem gewissen Ausmaß hat es diese Funktion in den vergangenen Tagen ja auch wieder erfüllt. Vor allem nachdem US-Präsident Donald Trump am Mittwoch in einem Tweet Russland gedroht und den am Samstag dann tatsächlich erfolgten Angriff auf Syrien angekündigt hatte, griffen Anleger wieder verstärkt zum Edelmetall und trieben den Preis auf ein Zweieinhalbmonatshoch von 1365 US-Dollar. Von Dauer war aber auch das nicht. Denn nachdem eine Sprecherin des Weißen Hauses das Statement relativiert hatte und Trump selbst auch zurückgerudert war, sackte der Goldpreis wieder deutlich auf 1335 Dollar ab. Am Freitag notierte er nur leicht höher bei 1345 Dollar. Damit ging die Seitwärtsbewegung im Korridor zwischen dem heurigen Hoch bei 1366 und dem Korrekturtief von 1303 Dollar vorerst weiter. Orientierungslos pendelt der Preis seit Monaten hin und her bzw. bewegt er sich ähnlich wie beim Cha-Cha-Cha, wie es das deutsche Anlegermagazin „Der Aktionär“ neulich pikant formulierte: „Ein Schritt vor, ein Schritt zurück und dann ein Schritt seitwärts“.

Die Seitwärtsbewegung hat erst im Jänner begonnen, nachdem der Preistrend zuvor seit dem großen Korrekturtief bei 1123 Dollar von Dezember 2016 an die Richtung nach oben eingeschlagen hatte. Dieser Aufwärtstrend ist weiter intakt. Allein, der Ausbruch nach oben will und will nicht gelingen. Der Widerstand im Bereich von 1360 bis 1375 Dollar, wo das Mehrjahreshoch von Juli 2016 verläuft, erweist sich als ungemein hartnäckig. Seit 2014 wurde diese Preisschwelle nie mehr nachhaltig überschritten. Wurde sie kurzfristig geknackt, setzten immer umgehend Gewinnmitnahmen ein. Immerhin ist der Markt derzeit wieder nahe an der Schwelle dran. Heißen muss das freilich noch nichts. Denn nur wenn der Widerstand nachhaltig überwunden würde, entstünde ein Kaufsignal Richtung 1400 Dollar.

Wie so vieles auf dem Markt wird derzeit auch der Goldpreis von der erratischen US-Politik vorgegeben. „Solang die Gefahr besteht, dass der Konflikt zwischen den USA und Russland über die Syrien-Krise eskaliert, sollte Gold unseres Erachtens gut unterstützt sein“, schreibt die Commerzbank in ihrer Analyse: „Sollte sich die Situation weiter entspannen, dürfte der Goldpreis weiter nachgeben.“ Bei einer Zuspitzung werde Gold als sicherer Hafen aber wieder stark gefragt sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2018)

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