Wenn Fonds ohne Manager auskommen

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„Exchange Traded Funds“ sind Fonds ohne Fondsmanager. Sie helfen beim Gebührensparen und sind dennoch umstritten.

Wien. Ein Geheimtipp sind ETFs („Exchange Traded Funds“, börsengehandelte Fonds) längst nicht mehr. Dabei handelt es sich um Fonds ohne Fondsmanager, bei denen niemand aktiv eine Anlageentscheidung trifft, sondern die bloß einen Index nachbilden. So spart man Gebühren, die sonst für das Management anfallen. Sich einen ETF zuzulegen, gehört – neben „Nicht alle Eier in einen Korb legen“ und „Hin und her macht Taschen leer“ – fast schon zu den klassischen Tipps für angehende Anleger. Dabei sind ETFs durchaus umstritten. Doch der Reihe nach.

Für Anleger stellt sich grundsätzlich die Frage: Soll man sein Aktiendepot selbst betreuen oder diese Aufgabe einem Fondsmanager anvertrauen? Das hängt von vielen Faktoren ab. Die Gebühren fallen bei Fonds im Normalfall höher aus. Dafür sind Kleinaktionäre steuerlich schlechter gestellt: Sie müssen realisierte Gewinne sofort mit 27,5 Prozent versteuern, bevor sie sie reinvestieren können.

Fonds bieten Streuung

Bei Fonds fällt nur ein Teil der Steuer sofort an, ein Teil erst, wenn man den Fondsanteil verkauft. Auch können Fonds Verluste aus einem Jahr mit Gewinnen aus einem anderen Jahr steuerlich ausgleichen. Zudem bieten sie bei kleinen Vermögen eine größere Streuung als wenige Aktien.
Wem es Spaß macht, die Börsenentwicklung laufend im Auge zu behalten, für den gibt es gute Gründe, sich selbst um seine Aktien zu kümmern. Wer dazu weder Lust noch Zeit hat, sollte diese Tätigkeit auslagern. Doch dann stellt sich die nächste Frage, nämlich, ob man dem Fondsmanager zutraut, dass er nicht nur bessere Entscheidungen trifft als man selbst, sondern auch als der Markt.

Falls man ihm das nicht zutraut, kann man auch zu einem ETF greifen. Da ein solcher einfach nur einen Index nachbildet, kann er nicht schlechter abschneiden als der Index. Viele aktiv gemanagte Fonds schneiden jedoch schlechter ab als ihr Vergleichsindex, weil der Fondsmanager ja nicht nur richtige Entscheidungen treffen, sondern auch noch die Gebühren einspielen muss. Umgekehrt kann es aktiv gemanagten Fonds in einigen Fällen doch gelingen, den Markt zu schlagen. Auf diese Möglichkeit verzichtet man, wenn man in einen ETF investiert.

Buffetts gewonnene Wette

ETF-Fürsprecher meinen freilich, dass dieser Fall gar nicht so wahrscheinlich ist. So hat Starinvestor Warren Buffett eine Wette gewonnen, wonach der Vanguard S&P 500 – ein ETF auf den breiten US-Aktienindex – ab 2007 auf Zehnjahressicht besser abscheiden würde als fünf – von seinem Wettgegner ins Rennen geschickte – aktiv gemanagte Fonds. Der Wettgewinn wurde an eine wohltätige Organisation gespendet. Buffett rät Kleinanlegern, ihr Vermögen in ETFs zu stecken, da sie sonst viel Geld durch Gebühren an die Fondsmanager verschenken.

Doch wird auch Kritik an der wachsenden Verbreitung von ETFs laut. Einer der Kritiker ist Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller: Er moniert, dass Anleger nicht mehr selbst Entscheidungen treffen, sondern nur mit der Herde mitgehen wollen. In einen ETF zu investieren sei, als würde man nicht auf die Ampel achten, sondern die Straße überqueren, wenn alle es täten. Es bleibt die Frage, wie lange das noch funktioniert. Vorerst funktioniert es aber, wie Buffetts gewonnene Wette zeigt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2018)

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