Montenegros starker Mann zurück an der Spitze

Montenegros Präsident Milo Djukanovic
Montenegros Präsident Milo DjukanovicReuters
  • Drucken

Milo Djukanovic hat erwartungsgemäß die Präsidentenwahl gewonnen. Seine Person ist jedoch umstritten: Kritiker nennen ihn "Montenegros Erdogan".

Milo Djukanovic wollte es noch einmal wissen. Nach rund 16 Jahren steht der frühere Langzeitpremier Montenegros nun vor seiner zweiten Amtszeit als Staatsoberhaupt. Wie schon in Umfragen prophezeit, setzte sich der 56-jährige Millionär bei der Präsidentenwahl am Sonntag gleich im ersten Durchgang durch. Seine Person ist jedoch umstritten: Kritiker nennen ihn "Montenegros Erdogan".

Es war eine Überraschung, vor allem für seine Kollegen aus der Demokratischen Partei der Sozialisten (DPS), als sich ihr Chef nach dem Sieg bei dem Parlamentswahlen im Oktober 2016 dazu entschloss, nicht mehr den Posten des Ministerpräsidenten anzutreten. Das Amt hatte Djukanovic 1991 als damals jüngster Regierungschef Europas zum ersten Mal übernommen und seitdem fast ununterbrochen bekleidet. Nur zwischen 1998 und 2002 wechselte er in den Präsidentenpalast, wo er nun erneut residieren wird. Schon im Zuge der Bekanntgabe seiner Kandidatur zeigte sich Djukanovic siegessicher und meinte, dass er die Wahl bereits im ersten Durchgang gewinnen werde. Tatsächlich hat er sich nun mit knapp 54 Prozent durchgesetzt.

Wegbereiter der Unabhängigkeit

Der aus der nördlichen Stadt Niksic stammende Sohn eines Richters entdeckte sein Interesse an der Politik mit gerade 17 Jahren. In den späten achtziger Jahren wurde der Ökonom zum jüngsten Mitglied der letzten jugoslawischen Kommunistenführung. Aus dieser Zeit stammte auch sein Spitzname "Britva" (Rasiermesser). Als er 1991 zum Regierungschef ernannt wurde, galt Djukanovic als treuer Bündnispartner des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic, von dem er sich sechs Jahre später abwandte. Damit ebnete Djukanovic auch den Weg in die erneute Unabhängigkeit Montenegros, die schlussendlich 2006 durch ein von ihm auf den Weg gebrachtes Referendum vollzogen war.

Noch immer kann Djukanovic von seinem Ruf als "Macher" zehren. Nicht zuletzt weil er im vergangenen Jahr auch maßgeblich für die Aufnahme Montenegros in das westliche Militärbündnis NATO verantwortlich gewesen sein soll. Auch die EU sieht in ihm einen Verbündeten. Die EU-Kommission hatte Anfang Februar Montenegro den Beitritt für 2025 in Aussicht gestellt.

„Montenegros Erdogan“

Doch wird er von den einen als "König Milo" (Milo Kralj) in bejubelt, bekam er von anderen den Spitznamen "Montenegros Erdogan". Nicht nur die heimische Opposition wirft ihm vor, das kleine Land wie seinen Familienbesitz zu führen. Gemeinsam mit seiner eigenen Familie und gestützt von befreundeten Oligarchen hatte er demokratische Grundsätze immer wieder außer Kraft gesetzt und war in die Nähe krimineller Machenschaften geraten - ob beim milliardenschweren Zigarettenschmuggel in den 90er Jahren, bei der windigen Privatisierung des Staatsvermögens oder eigenen Geschäften.

Das Magazin "Forbes" schätzte 2017 das Vermögen der Familie Djukanovic - dazu gehören auch sein Bruder Aco, Besitzer der größten Bank Montenegros, und seine Schwester, eine Topanwältin - auf 167 Millionen Dollar (135,73 Mio. Euro). Milo Djukanovic selbst soll sein Geld mit einer privaten Universität und Immobiliengeschäften gemacht haben. (APA)

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Montenegro: Langzeitpremier Djukanovic bei Präsidentenwahl klar in Führung

Nach Auszählung von zwölf Prozent kommt er auf rund zwei Drittel der Stimmen. Offenbar wird keine Stichwahl nötig sein.
Außenpolitik

Montenegro: Erste Präsidentschaftswahl seit Nato-Beitritt

Der Favorit Djukanovic war seit 1991 sechs Mal Premier und ein Mal Präsident. Premier Markovic hofft auf einen Kandidaten, der den EU-Annäherungskurs fortsetzen wird.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.