Kritik„A Midsummer Night's Dream“: Jubel für das starke Ensemble – und auch für die Regie, die vom Waisenkind Puck erzählt, das sich seine Eltern zurückträumt.
Ein Wald bei Athen? Im bühnenbildlosen Theater zu Shakespeares Zeit reichte die sogenannte Wortkulisse, ein paar Bemerkungen der Darsteller zum Schauplatz: Das Publikum imaginierte sich das Drumherum dazu. In der heutigen Oper ist die bloße Bebilderung des Ortes einer mehr oder minder kühnen Interpretation gewichen, einer Sichtbarmachung seelischer Räume – oder einer alternativen Realität.
So geschieht es oft im Theater an der Wien. Damiano Michieletto hat dort nun Benjamin Brittens vielschichtig-zauberhafte Shakespeare-Vertonung „A Midsummer Night's Dream“ in einem Bühnenbild von Paolo Fantin inszeniert: Das Stück beginnt nicht etwa im Wald, sondern im Turn- und Theatersaal einer Schule – und verharrt auch dort. Ein überraschender, ja schöner Nebeneffekt daran: Fast fühlt man sich in die zweckmäßig-schmucklose Jubilee Hall in Aldeburgh versetzt, wo die Oper 1960 uraufgeführt wurde. In ihr haben Britten und sein Partner Peter Pears mit rigorosen Textkürzungen klare Strukturen in die ausufernde Fantastik der Vorlage gebracht.