Opel kündigt sämtlichen Händlern in Europa

A traffic light is pictured in front of the Opel plant in Bochum
Opel kündigt alle Händler in EuropaREUTERS
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Opel will mit allen europäischen Händlern neue Verträge vereinbaren. In Österreich sind von der Maßnahme 46 Haupthändler mit über 100 Standorten betroffen.

Der im Umbau steckende Autobauer Opel hat rund 1.600 europäischen Händlern die Verträge gekündigt - darunter sind auch 46 österreichische Haupthändler mit über 100 Standorten. "Wir bieten den Händlern neue Verträge an", sagte Josef Ulrich, Österreich-Sprecher von Opel, am Dienstag zur APA. Die Margen sollen künftig leistungsorientierter ausfallen.

Zudem werde der Verkauf von Personen- und Nutzfahrzeugen zusammengelegt. "Wir haben unsere Vertriebsstrategie mit dem Ziel analysiert, die Performance und Profitabilität von Opel/Vauxhall im Handel zu steigern. Daher werden wir die Händlerverträge anpassen", heißt es von Opel. Die neuen Verträge sollen Anfang 2020 in Kraft treten.

Dass es dadurch weniger Händler in Österreich geben wird, glaubt Ulrich nicht. In Deutschland hingegen soll die Zahl der Opel-Autohäuser sinken. "Die zukünftigen Erfordernisse in der Branche und die zukünftigen Erfordernisse der Marken Opel und Vauxhall werden weniger Autohäuser nötig machen als die Marken jetzt besitzen", sagte der neue Vauxhall-Chef Stephen Norman gestern.

Opel ist nicht der erste Autobauer, der sich neu aufstellen muss und seinen Händlern dabei neue Konditionen aufdrücken will: Zu Jahresbeginn hat die Volkswagen-Kernmarke VW europaweit rund 3.500 Handelspartnern per 31. März die Verträge gekündigt. Hierzulande müssen 109 Händler neu verhandeln, eine Ausdünnung sei in Österreich, anders als in Deutschland, aber nicht geplant, hieß es damals.

Opel-Tarifstreit als  Vorwand für Werkschließungen

Derzeit gefährde die stockende Sanierung von Opel nach Auffassung von Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Centers an der Uni Duisburg-Essen den Bestand zweier deutscher Werke. Dass die IG Metall mit politischer Unterstützung auf die Einhaltung bestehender Tarifverträge poche, könnte dem neuen Mutterkonzern PSA als Vorwand für bisher ausgeschlossene Werkschließungen dienen, so Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Centers an der Uni Duisburg-Essen.

"Am Ende könnte die Schließung der beiden Opel-Werke in Kaiserslautern und Eisenach stehen", sagte Dudenhöffer am Dienstag. Nur der Stammsitz Rüsselsheim sei wegen der dort sitzenden Entwicklung und der sehr modernen Produktion für PSA unverzichtbar.

Die Peugeot-Mutter PSA hatte am Montag eine Investitionsentscheidung für Eisenach verschoben, nachdem Verhandlungen mit IG Metall und Betriebsrat nicht zur gewünschten Kostensenkung geführt hatten. Die Arbeitnehmer bestehen auf die Erfüllung älterer Tarifverträge, die noch mit dem Opel-Vorbesitzer General Motors abgeschlossen und von PSA übernommen worden waren.

Opel sackt in Deutschland ab

Dudenhöffer sieht Opel aktuell in sehr schlechter Verfassung: Die Verkäufe sind in Deutschland trotz neuer SUV-Modelle in den ersten drei Monaten abgesackt, auch für Europa seien an diesem Mittwoch keine besseren Zahlen zu erwarten. In diesem und dem folgenden Jahr seien außer dem Nutzfahrzeug Combo keine neuen Fahrzeuge mehr geplant: "Opel steckt in einem Produktloch." Auch die Kündigung sämtlicher Händlerverträge sei überhaupt nicht hilfreich bei dem Vorhaben, mehr Autos zu verkaufen.

Die hohen Lohnkosten machten die deutschen Werke im PSA-Verbund sehr teuer, zumal die Produktivität nicht dem Branchenstandard entspreche, sagte Dudenhöffer. Die IG Metall sei aus seiner Sicht in ihrer Strategie gefangen, da sie selbstverständlich nicht dulden könne, dass gültige Tarifverträge vom Unternehmen nicht eingehalten werden. "Die festgefahrene Situation könnte PSA-Chef Carlos Tavares als Begründung dienen, doch noch die Werke Eisenach und Kaiserslautern zu schließen", sagte der Auto-Professor.

(APA/dpa)


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