Manager: Mehr Geld ohne Studium

(c) REUTERS
  • Drucken

Spitzenmanager, die nur eine Matura vorweisen können, verdienen in Österreich mehr als Führungskräfte mit einem abgeschlossenen Hochschulstudium, zeigt eine Studie.

Wien. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist kein Einzelfall: Obwohl er das Jusstudium nicht beendet hat, leitet er die Bundesregierung. Laut Gehaltsstudie des Wirtschaftsforums der Führungskräfte (WdF), die am Dienstag vorgestellt wurde, verdienen in Österreich Spitzenmanager mit einer Matura mehr als diejenigen, die ein Hochschulstudium abgeschlossen haben. So lag im Vorjahr das durchschnittliche Gesamteinkommen der Manager mit Matura in der ersten Führungsebene bei 219.600 Euro brutto. Hochschulabsolventen auf der gleichen Führungsebene kamen auf 210.100 Euro.

Warum das so ist, kann man beim WdF aufgrund der Anonymität der Umfrage auch nicht exakt beantworten. Eine mögliche Erklärung wäre, dass die Zahl der Hochschulabsolventen unter jüngeren Managern höher ist und das Alter auch in der ersten Führungsebene eine Rolle spielt.

Das WdF ist mit knapp 3000 Mitgliedern Österreichs größte unabhängige Managervereinigung. An der Gehaltsstudie haben 565 Führungskräfte teilgenommen. Normalerweise ist Gehalt ein Tabuthema. Nur unter Zusicherung der Anonymität waren die Manager bereit, darüber Auskunft zu geben. Dazu mussten die Teilnehmer einen Fragebogen ausfüllen und an einen Notar schicken. Keine andere Umfrage liefert so detaillierte Ergebnisse über die Gehälter in den Chefetagen.

Die Studie zeigt auch, wie hoch die Steuerlast bei Spitzenmanagern ist. So verdienten Manager in der ersten Führungsebene im Vorjahr durchschnittlich 207.600 Euro brutto. Netto waren es 117.900 Euro. Verglichen mit 2016 sind die Gesamteinkommen um etwas mehr als 10.000 Euro gestiegen.

Bei Managern in der zweiten und dritten Führungsebene hat sich das durchschnittliche Gesamteinkommen von 126.000 Euro auf 128.200 Euro erhöht. Netto blieben davon 74.700 Euro übrig. Das Plus hängt mit den gestiegenen Erfolgsprämien zusammen. Die Grundgehälter sind dagegen weitestgehend unverändert geblieben, sagt WdF-Bundesvorsitzender Gerhard Zeiner. Die Unternehmensgröße hat Auswirkungen auf das Gehalt. Spitzenmanager in Firmen mit einem Jahresumsatz von über 500 Millionen Euro verdienten durchschnittlich 305.500 Euro, während Führungskräfte in kleinen Betrieben 132.200 Euro erhielten (siehe Grafik).

Frauen verdienen viel weniger

In der ersten Führungsebene bezogen 62 Prozent der Manager einen erfolgsabhängigen Gehaltsbestandteil. In der zweiten und dritten Ebene waren es 68 Prozent. In der ersten Führungsebene sind die variablen Gehaltsbestandteile im Vorjahr von 50.300 auf 62.700 Euro gestiegen. In der zweiten und dritten Ebene kletterte der Bonus von 23.800 auf 27.100 Euro. Hauptkriterien für die variablen Gehaltsbestandteile waren der Gewinn und die Erreichung von bestimmten Zielen. 95 Prozent der Führungsebene erhielten die variablen Teile bar ausbezahlt.

Deutliche Gehaltsunterschiede gibt es zwischen Frauen und Männern. So verdienten Männer in der ersten Führungsebene 214.100 Euro, während Frauen nur 152.300 Euro erhielten. Nach Ansicht der Studienautoren hängt dies damit zusammen, dass Frauen oft in kleineren Firmen arbeiten, in denen auch Männer in Spitzenpositionen weniger verdienen.

Auf einen Blick

Die Gehälter von Österreichs Führungskräften sind 2017 nach Jahren der Stagnation wieder gestiegen. Manager in der ersten Führungsebene verdienten durchschnittlich 207.600 Euro. Das ist im Vergleich zu 2016 ein Plus von 10.000 Euro. Der Aufwärtstrend hängt mit den gestiegenen Erfolgsprämien zusammen. Die Grundgehälter sind weitgehend unverändert geblieben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

WdF-Bundesvorsitzenden Gerhard Zeiner
Geld & Finanzen

Spitzenmanager-Gagen erstmals seit 2007 gestiegen

Einer Studie zufolge erzielten heimische Führungskräfte der ersten Ebene im Vorjahr ein Gesamteinkommen von 207.600 Euro.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.