Klimastrategie reicht laut Forschern nicht aus

(c) APA/AFP/DAVID MCNEW
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Die vor zwei Wochen vorgestellte Klima- und Energiestrategie ist laut den heimischen Klimaforschern zu unkonkret und zu wenig ambitioniert. Klimaziele mit „schmerzlosen Maßnahmen“ zu erreichen, sei unmöglich.

Wien. Wenn am Donnerstag in Sofia die EU-Energieminister zu ihrem informellen Treffen zusammenkommen, wird laut der Agenda vor allem das Thema Klimapolitik im Zentrum der Gespräche stehen. Also, welche Pläne die einzelnen Regierungen haben, um sowohl die europäischen als auch die internationalen Ziele des Vertrags von Paris zu erreichen.

Die für Energie zuständige Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) wird dabei wohl auf die von ihr gemeinsam mit Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) vor zwei Wochen vorgestellte Klima- und Energiestrategie verweisen. Wie berichtet, will die Regierung mit dieser Strategie den Weg in Richtung CO2-Neutralität der Republik ebnen.

Ein hehres Ziel, das nach Ansicht der heimischen Klimaforscher allerdings klar verfehlt werden wird. So liegt der „Presse“ eine bislang unveröffentlichte Stellungnahme des Climate Change Centre Austria (CCCA), in dem alle Klimaforscher von Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen verbunden sind, vor. Dort wird die Strategie der Regierung als zu wenig konkret und zu wenig ambitioniert bezeichnet. „Die Schlagworte sind drinnen, die genauen Prozesse fehlen aber noch“, sagt dazu Gerhard Wotawa, Obmann des CCCA.

So heißt es in der Stellungnahme etwa: „In der Strategie fehlt eine konkrete Zielperspektive bis 2050. Für den Zeitraum bis 2030 ist außerdem nur eine moderate Energieverbrauchsreduktion vorgesehen.“ Vor allem Letzteres sei ein großes Problem, da die Maßnahmen immer teurer und aufwendiger werden, je mehr Zeit verstrichen lassen wird. „Es ist, wie wenn jemand, der leicht übergewichtig ist, sagt, im Jahr 2020 macht er den Marathon und 2025 einen Ironman. Er sagt aber nicht, wann er trainieren will“, so Wotawa.

Andere sollen mehr tun

Aber nicht nur das Wie sei mangelhaft ausformuliert, auch die Ziele an sich müssten mit mehr Ambition gesetzt werden. So peile etwa die EU als Ganzes eine Steigerung der Effizienz um 30 bis 35 Prozent bis 2030 an. Österreich hat sich das Ziel von 25 bis 30 Prozent gesetzt. „Damit schlägt Österreich implizit vor, dass andere Mitgliedstaaten zum Gesamtziel mehr beitragen sollen“, heißt es in dem Statement der Wissenschaftler.

Vor allem aus Sicht der Generationengerechtigkeit müsse der Klimawandel angegangen werden, sagt Wotawa. „Die Zunahme bei Hitzetagen oder Trockenheit wird erst ab 2050 wirklich problematisch spürbar.“ Ein ungebremster Klimawandel bringe für künftige Generationen daher auch wirtschaftlich große Nachteile.

Angesichts der unkonkreten Klimastrategie bestehe die Gefahr, dass das Thema – „wie in der Vergangenheit“ – auch jetzt auf künftige Regierungen verschoben wird. Dabei brauche es jetzt konkrete Punkte wie eine ökologische Steuerreform. „Die schmerzlosen Maßnahmen wird es nicht geben“, sagt Wotawa. Golden Plating sieht er wiederum nicht als Problem. Österreich sei wohlhabend und technologisiert. Da müsse man zur globalen Spitzengruppe gehören.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2018)

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