Astrid Rössler: Eine polarisierende Grüne überlegt Rücktritt

Astrid Rössler, Juristin und Expertin für Umweltfragen, gilt als Grüne aus dem Lehrbuch, die mehr als 3500 Kilometer im Jahr Fahrrad fährt und bei Flugreisen den CO2-Ausstoß mit Ausgleichszahlungen kompensiert. Im Wahlkampf versuchte die Spitzenkandidatin, die seit fünf Jahren Landeshauptmann-Stellvertreterin ist, mit ihrem "grünen Leben" zu punkten - was sie bei so manchem Kritik zum "roten Tuch" verkommen ließ.
Die Taktik ging nicht auf. Die Grünen in Salzburg fuhren zwar das für sie zweitbeste Ergebnis in dem Bundesland ein - fielen aber um über zehn Prozentpunkte zurück. Was Rössler veranlasste, ihren Rücktritt anzubieten.

Die am 7. Mai 1959 geborene Rössler war über zehn Jahre lang in der Landesumweltanwaltschaft tätig und machte sich 2000 als Unternehmensberaterin und Mediatorin selbstständig. 2007 gründete sie den "Anrainerschutzverband Salzburg Airport" und wurde dessen Obfrau. In dieser Funktion "empfahl" sie sich für die Grünen, zwei Jahre später zog sie in den Landtag ein. 2011 wurde sie zur Landessprecherin gewählt und sitzt seither in dieser Funktion fest im Sattel.

Profilieren konnte sich die 58-Jährige zuvor vor allem als Vorsitzende der Untersuchungsausschüsse zur gescheiterten Olympiabewerbung Salzburgs für die Winterspiele 2014 und zum Salzburger Finanzskandal. Diese Rolle trug auch wesentlich zum historischen Erfolg bei der Landtagswahl 2013 bei: Mit 20,2 Prozent und sieben Mandaten waren die Grünen die großen Gewinner.

Auch Rösslers sachlicher Politikstil dürfte damals auf Wohlwollen beim Wähler gestoßen sein. Diesen Stil führte sie auch in der schwarz-grünen Koalition weiter. Wegen der nach außen hin konsensorientierten Zusammenarbeit war oft von einem Kuschelkurs mit der Volkspartei die Rede. Doch Rössler verteidigt es, trotz zahlreicher inhaltlicher Differenzen, den Koalitionspartnern öffentlich nichts ausgerichtet zu haben: "Ich beanspruche für uns Grüne, dass wir an unserer Verantwortung und an diesem Regierungsstil festgehalten haben und uns nicht zu einem anderen Stil haben hinreißen lassen."

Dass sie nicht "allen Grundgesetzen einer sehr offensiven PR-Strategie" folgt, räumte die 58-Jährige allerdings ein. "Ich verkaufe mich wahrscheinlich nicht so gut, wie man müsste." Aber wahrscheinlich lässt sie gerade das authentisch wirken. So gesehen passen ihr auch die Gummistiefel besser, in denen sie beim Wahlkampfauftakt die Bühne betrat, als das Dirndlkleid, zu dem sie sich vor der Nationalratswahl hinreißen ließ.

Die Umweltlandesrätin polarisiert: Von Anhängern wird sie geschätzt, von Gegnern erntet sie oft Widerspruch oder mehr. Besonders Tempo 80 auf der Stadtautobahn brachte ihr herbe Kritik bis hin zum Shit-Storm ein. Getreu ihrem vor der Wahl 2013 ausgegebenen Motto "In der Ruhe liegt die Kraft" bleibt Rössler selbst im Konflikt ruhig und sachlich, in der Sache aber hart.

In ihrer Freizeit hält sich Rössler vor allem gerne in der frischen Luft auf. "Arbeitsbedingt leider auf Sparflamme, was große Bergtouren betrifft." Die unberührte Natur ist ihr wichtig. "Für mich persönlich sind die Ressourcen der Zukunft Finsternis und Stille. Das ist mittlerweile so selten geworden, dass man es unter Schutz stellen muss." Als Ausgleich kocht sie gerne. Die Lebensmittel dazu bezieht sie über eine regionale Food-Coop. Die Grünpolitikerin ist ein bekennender Star-Wars-Fan, bedingt durch ihre beiden Söhne.