Die AK geht davon aus, dass trotz des Rückrufs Bakterien-verseuchter Käse verzehrt wird. Die Konsumenten-Schützer fordern mehr Kontrollen und bessere Information. Die Polizei hat mit den Erhebungen begonnen.
Nach dem Skandal um bakterienverseuchten Käse mit sechs Toten befürchtet die Wiener Arbeiterkammer (AK) weitere Erkrankungen: Die Gefahr gehe nun von Vorräten in den Kühlschränken der Konsumenten aus, sagt der Lebensmittelexperte Heinz Schöffl. "Die Kommunikation ist mit Sicherheit zu dürftig." Auch der Verein für Konsumenteninformation (VKI) kritisiert den "Irrlauf für den Kunden". Inzwischen hat die Polizei mit den Erhebungen begonnen.
Der aktuelle Listerien-Fall in diversen Käseprodukten der steirischen Firma Prolactal sei ein Beispielfall für mangelnde Information: Einerseits lasse sich der Ursprung der Keime schwer feststellen, andererseits "mache ich mir Sorgen, dass es sehr viele Fälle gibt, wo man nicht draufkommt, woher sie kommen", so der AK-Experte Schöffl. Die Kommunikationskette bis zum Konsumenten sei mangelhaft.
Hinzu komme, dass der Käse nicht aus heimischer Milch, sondern aus holländischem und deutschem Topfen hergestellt wird. Das sei zwar rechtens, erklärt Franz Floss vom Verein für Konsumenteninformation (VKI), sofern 50 Prozent der Wertschöpfung, auch durch Verarbeitung und Verpackung, in Österreich erzielt wurden - eine Praxis, die "zum Himmel stinkt".
AK will mehr Kontrollen
Die AK fordert nicht nur bessere Information, sondern auch mehr Kontrollen. Bei den Untersuchungen der Verbraucherschützer müssen regelmäßig 20 bis 30 Prozent der Proben beanstandet werden. Meist sei die Ware einfach nur verdorben, gesundheitsschädlich seien maximal zehn Prozent, sagte Schöffl.
"Es ist eine unserer Forderungen an die Regierung, mehr Mittel für Lebensmitteluntersuchungen bereitzustellen", sagte Schöffl. Derzeit werden Kontrollen Risiko-orientiert durchgeführt. Die Produzenten sind zur Selbstkontrolle verpflichtet, die dann von offiziellen Stellen nachkontrolliert werde. Mehr Überprüfungen seien hier wünschenswert.
Ein weiteres Problem kann Schöffl zufolge sein, dass die Marktkontrolle ausschließlich Landessache ist. Derartige Fälle können aber eine bundesländerübergreifende Dimension haben, wenn ein Produzent sein Erzeugnis etwa bundesweit vertreibt.
Käse in Wien verbrannt
Inzwischen hat die Polizei mit ihren Erhebungen begonnen. "Wir werden mit dem nötigen Druck an die Sache herangehen", sagte Oberst Alois Eberhart vom Landeskriminalamt Steiermark.
Es habe einen formlosen Erhebungsauftrag der Staatsanwaltshaft Graz an das LKA gegeben, wie die Kriminalisten sagten. Mit dem Gesundheitsministerium habe man bereits Kontakt aufgenommen, um die entsprechenden Dokumente zu bekommen. Diese müssten dann ausgewertet werden, bevor man mit persönlichen Befragungen beginnen könne, hieß es.
Laut einer Sprecherin der Firma Prolactal seien von den 50 bis 60 Tonnen des zurückgerufenen Käses der Großteil in den Entsorgungsbetrieben Simmering in Wien verbrannt worden. Weiters seien die Anfragen bei der eingerichteten Hotline der Firma gegenüber dem Donnerstag etwas abgeflaut. Am Donnerstag hatte man rund 500 Anfragen registriert.
(APA/Red.)