Niedrigzinsen: Erspartes verdoppelt sich erst in 400 Jahren

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THEMENBILD-PAKET: SPARPAKET/SPARBUCH/BANKEN/ZUKUNFTSVORSORGEAPA/BARBARA GINDL
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Die Österreicher verschenken viel Geld. Mit ihren Einlagen haben sie im Vorjahr real 4,7 Milliarden Euro verloren. Mit der Veranlagung in Wertpapieren hätten sie hohe Gewinne gemacht.

Die Österreicher sind Wertpapier-Muffel. Die heimischen Haushalte haben rund die Hälfte ihres Geldvermögens in Einlagen und nur ein Viertel in Wertpapieren veranlagt. Damit erzielten die Anlagen-Sparer nach Berechnung der UniCredit Bank Austria Ökonomen in den Jahren 2012 bis 2017 einen jährlicher realer Verlust bei Einlagen von 2,6 Milliarden Euro. Demgegenüber stand bei den Wertpapierinhabern ein jährlicher realer Ertrag von 2,5 Milliarden Euro. Diese negative Bilanz bei Spareinlagen hat sich 2017 noch verschärft. Im Vorjahr hat sich der Verlust bei Einlagen sogar auf 4,7 Milliarden erhöht, während Wertpapiere 2017 einen realen Gewinn von rund 3,2 Milliarden abwerfen konnten. Die Situation wird sich aus heutiger Sicht in den kommenden Jahren noch verstärken.

Würden die Österreicher hingegen nur 25 Prozent in Einlagen und 50 Prozent in Wertpapieren anlegen,  so hätten sich die Verluste bei Einlagen von 4,7 auf knapp 2,5 Milliarden Euro reduziert. Und die realen Gewinne bei Wertpapieren hätten sich auf 6,4 Milliarden Euro verdoppelt. 

Ganz deutlich werden die Auswirkungen der niedrigen Zinsen für die Sparer und damit das Ende der goldenen Zeiten für sie in einem Vergleich. Brauchte man zum Beispiel 1990 bei jährlichen Sparzinsen von sieben bis acht Prozent etwa knapp zwölf Jahre, um sein Sparguthaben zu verdoppeln, wären es heutzutage circa 400 Jahre, erklärt Markus Kosche, Vertriebsleiter Privatkunden, Geschäftskunden und Freie Berufe der UniCredit Bank Austria. 

Mangelndes Fonds-Wissen der Österreicher

Auch wenn Spareinlagen hohe Sicherheit bieten, wird das Ersparte jedoch immer weniger wert, da die Inflation höher als das Zinsniveau sei, ergänzt Werner Kretschmer, CEO von Amundi Austria. Und daran werde sich in nächster Zeit kaum etwas ändern.

Dass die Österreicher im Gegensatz zum internationalen Trend 2017 dreimal so viel Geld auf Konten für täglich fälliges Geld fließen lassen haben wie in Fonds, liegt laut einer Integral-Umfrage primär am mangelnden Wissen der Österreicher über Fonds. 69 Prozent der Befragten gaben an, dass mangelndes Wissen über das Wesen von Fonds, gefolgt von „zu wenig Kapital“ (45 Prozent) und „zu hohem Risiko“ (41 Prozent), sie vom Kauf von Fondsanteilen abhalten würden.

(red./herbas)

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