Neos
Sepp Schellhorn: Umtriebiger Geist bringt die Pinken in den Landtag
Gastronom Schellhorn nennt sich selbst "geboren, um die Pflichtmitgliedschaft zu beenden". Der Neos-Mann der ersten Stunde führte die Pinken mit klarem Ergebnis in den Salzburger Landtag.

Auch wenn er in den Nationalrat erst mit einem Jahr Verspätung eingezogen ist, darf Sepp Schellhorn getrost als Mann der ersten Stunde bei den Neos bezeichnet werden. Als solcher führte der umtriebige Geist die (neo)liberale Bewegung in seinem Heimatland nun in die erste Salzburger Landtagswahl - mit Erfolg. Denn dort schafften die Neos ihr bisher bestes Ergebnis bei einer Landtagswahl. 7,2 Prozent dürfte es laut aktuellster Hochrechnung für die Pinken geben. Das wären drei Sitze im Landtag. Schellhorn selber will dort aber nur hin, wenn er ein Regierungsamt bekäme - ansonsten bleibe er in Wien.
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Im Wahlkampf präsentierte sich der Seewirt, der 1967 in der Pongauer Gemeinde Goldegg geboren wurde, als "Missionar". Denn, so betonte er: "Ich bin auf die Welt gekommen, um die Pflichtmitgliedschaft zu beenden." Insofern zählt der Kampf gegen die verpflichtende Zugehörigkeit zur Wirtschaftskammer für den Unternehmer zu den Hauptgründen für sein politisches Engagement. Seit Herbst 2017 prozessiert er in dieser Sache gegen die Wirtschaftskammer und möchte die Causa bis zum Europäischen Gerichtshof durchziehen.
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Für die Interessen seiner Zunft erhob Schellhorn aber schon viel früher seine Stimme: Im Alter von 29 Jahren hatte er den elterlichen Betrieb übernommen, bereits sieben Jahre später wurde er Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung. Er übte diese Funktion zehn Jahre lang bis 2013 aus und beendete sie praktisch zu der Zeit, als er bei den Neos eine neue politische Heimat fand. Da hatte er bereits 20 Jahre Kommunalpolitik auf dem Rücken, und zwar als Gemeindevertreter der ÖVP in seinem Wohnort Goldegg (1994 bis 2014).
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Neben dem Stammbetrieb in Goldegg übernahm Schellhorn im Lauf der Jahre noch das "M32" auf dem Mönchsberg im Herzen der Stadt Salzburg, das Restaurant Angertal im Bad Hofgastein und zwei weitere Skihütten im Gasteinertal. Damit ist er Chef über rund 110 Mitarbeiter und "kennt aus Praxis und langjähriger Erfahrung die Herausforderungen, Hürden und Schikanen für klein- und mittelständische Unternehmer in Österreich".
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Ein Großteil seiner politischen Forderungen sind seinem Berufsleben entwachsen: von der Senkung der Steuer- und Abgabenquote über flexible Arbeitszeiten, innovativen Tourismusstrategien, unternehmerischer Freiheit bis zu einer Reform des österreichischen Föderalismussystems. Parallel zur unternehmerischen Tätigkeit engagiert sich der Goldegger auch im Kulturbereich: So vergibt es seit 2011 Stipendien, die Literaten Arbeitsaufenthalte in der Pongauer Gemeinde ermöglichen. Seit 2012 organisiert er auch jedes Jahr das Festival "Verstörungen - Ein Fest für Thomas Bernhard".
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2015 öffnete Schellhorn in Bad Gastein ein Personalquartier für knapp 40 Asylwerber, denen neben der Unterbringung auch Sprachkurse und eine Ausbildung zum Hilfskellner bzw. Hilfskoch angeboten wurde. Nach rund einem halben Jahr musste die Unterkunft aber auf Drängen des Bürgermeisters geschlossen werden.
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Schellhorn bezeichnet sich selbst als liberal. Denn: "Liberal heißt auch, dass man nicht für sich in Anspruch nimmt, der Gescheiteste zu sein, sondern auch andere Meinungen zulässt und darüber konstruktiv diskutiert." Geboren wurden er am 12. Mai 1967 in Schwarzach im Pongau. Nach Volks- und Hauptschule absolvierte er die Hotelfachschule in Bad Hofgastein. Es folgten Tätigkeiten im Ausland, ehe er 1996 den "Seehof" in Goldegg von seinen Eltern übernahm. Schellhorn ist verheiratet und hat drei Kinder. (Bild: Neos-Chef Matthias Strolz wirbt für Sepp Schellhorn)
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