Ungarns Kanzleiminister Lazar verlässt Regierung

Janos Lazar tritt politisch in die zweite Reihe zurück. Ungarns Premier Viktor Orbán baut sein Team um.
Janos Lazar tritt politisch in die zweite Reihe zurück. Ungarns Premier Viktor Orbán baut sein Team um.REUTERS
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Der Politiker, der hierzulande mit einem umstrittenen Video aus der Wiener Favoritenstraße für Diskussionen gesorgt hatte, will sich in seinen Wahlkreis zurückziehen.

Der bisherige ungarische Kanzleiminister Janos Lazar wird nicht mehr Teil der künftigen Regierung sein. Das gab Lazar selbst am Freitag in einem Interview mit dem Regionalsender Radio 7 bekannt. Er wolle sich vielmehr in seinen heimatlichen Wahlkreis Hodmezövasarhely zurückziehen.

Der 43-jährige frühere Fraktionschef der Regierungspartei Fidesz ist in Österreich vor allem durch sein im März in der Wiener Favoritenstraße gedrehtes Facebook-Video bekannt geworden, in dem er "Schmutz" und "Kriminalität" durch "die Migranten" beklagt. Lazar galt vor kurzem durch den überraschenden Sieg eines Oppositionskandidaten im Februar bei der Bürgermeisterwahl in seiner südostungarischen Heimatstadt noch als politisch angeschlagen. Er konnte allerdings bei der Parlamentswahl am 8. April erneut deutlich in seinem Wahlkreis siegen. Seine Absicht, sich aus der Regierung zurückzuziehen, hatte er bereits im Vorjahr angekündigt.

Orbán sucht nach "Führung anderen Typs"

Regierungschef Viktor Orbán hatte ebenfalls am Freitag im staatlichen Sender Kossuth Radio von "Umbauten" in seinem Kabinett gesprochen. "Ich will das Hirnzentrum der Regierung umgestalten, das man das Amt des Ministerpräsidenten nennt. Ich will eine Führung anderen Typs", sagte der Ministerpräsident, ohne weitere Details zu nennen.

Bereits im Vorjahr hatte es Gerüchte gegeben, der bisherige Außenminister Peter Szijjarto könnte Lazar als Kanzleiminister nachfolgen. Nicht bekannt ist noch, ob sich der "Umbau" auch auf den anderen höchstrangigen Mitarbeiter im Amt des Ministerpräsidenten auswirken wird: Antal Rogan, langjähriger innerparteilicher Hauptrivale Lazars und ebenfalls Ex-Fraktionschef von Fidesz, war bisher als Kabinettschef Orbáns im Ministerrang vor allem für die Regierungskommunikation - von Regierungskritikern "Propagandaministerium" genannt - zuständig. Laut früheren Medienberichten könnte er eventuell 2019 an die Spitze der Nationalbank wechseln.

>> Zum Facebook-Video über Wien auf der Seite von Janos Lazar

(APA)

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