Innsbruck-Wahl: Grüne holen ersten Platz, Willi und Oppitz-Plörer in der Stichwahl

INNSBRUCKER GEMEINDERATS- UND BUeRGERMEISTERWAHL: WILLI (GRUeNE)/OPPITZ-PLOeRER (FUeR INNSBRUCK)
INNSBRUCKER GEMEINDERATS- UND BUeRGERMEISTERWAHL: WILLI (GRUeNE)/OPPITZ-PLOeRER (FUeR INNSBRUCK)APA/EXPA/STEFAN ADELSBERGER
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Die Tiroler Landeshauptstadt hat gewählt - und die Grünen sind die großen Sieger: Sie liegen in Innsbruck vor der FPÖ. Der Grüne Georg Willi und Amtsinhaberin Christine Oppitz-Plörer ziehen in die Stichwahl um den Bürgermeistersessel.

Der nächste Innsbrucker Bürgermeister wird entweder Georg Willi - oder wieder Christine Oppitz-Plörer. Der grüne Herausforderer holte beim ersten Wahlgang mehr Stimmen als die Amtsinhaberin. Willi (Grüne) erhielt 30,9 Prozent der Stimmen, Oppitz-Plörer (Für Innsbruck) lag mit 24,3 Prozent deutlich zurück. Der FPÖ-Kandidat Rudi Federspiel verpasste die Stichwahl: 21,2 Prozent der Innsbrucker hatten sich für ihn entschieden.

Der Kandidat der ÖVP, Franz Xaver Gruber, erhielt 9,1 Prozent, die SPÖ-Kandidatin Irene Heisz sieben Prozent der Stimmen.

Zur Stichwahl zwischen Willi und Oppitz-Plörer kommt es nun am 6. Mai - das Stadtoberhaupt wird in der Tiroler Landeshauptstadt seit 2012 direkt gewählt.

Willi: Rennen "beginnt wieder bei Null"

Willi hatte bei seiner Stimmabgabe berichtet, er habe, was die Wahl angehe, ein gutes Gefühl - auch, weil er viel Zuspruch auf der Straße erfahren habe. Über die beiden ersten Plätze für die Grünen zeigte er sich am Abend schließlich "überwältigt". Er empfinde "einfach Demut": "Das ist der Beweis, dass die Bürger glauben, dass ich ein Bürgermeister für alle sein kann." Trotz seines eindeutigen Abschneidens im ersten Wahlgang sah er sich nicht als Favorit für den Bürgermeisterposten. Oppitz-Plörer habe als Amtsinhaberin "den Amtsbonus", meinte Willi. Das Rennen beginne für ihn "wieder bei Null".

Bürgermeisterin Oppitz-Plörer zeigte sich ob des Ergebnisses einigermaßen zufrieden: "Ein Ziel habe ich erreicht, nämlich in die Stichwahl zu kommen." Sie wolle nun jene Menschen überzeugen, die nicht "Für Innsbruck" gewählt hätten - sie wolle "bürgerliche Wähler" um sich scharen. Vor der Wahl war Oppitz-Plörer noch "ganz entspannt" gewesen: "Es ist nicht absehbar, wie es ausgeht, es wird ein Dreikampf werden", sagte sie bei der Stimmabgabe - und hoffte noch auf ihre Beteiligung bei der Stichwahl. 2012 sei sie "nervöser" gewesen.

Grüne auf Platz eins im Gemeinderat

Auch bei der Gemeinderatswahl holten die Grünen die meisten Stimmen: 24,16 Prozent der Wahlberechtigten stimmten für sie. Das ergibt zehn Mandate im Gemeinderat. Auf dem zweiten Platz: die FPÖ mit 18,56 Prozent (acht Mandate). Die Partei Oppitz-Plörers, "Für Innsbruck", erreichte 16,15 Prozent (sieben Mandate).

Die ÖVP verlor in Innsbruck dramatisch: Sie erreichte 12,17 Prozent (fünf Mandate) - 9,7 Prozent weniger als bei der Wahl 2012. Die SPÖ erreichte 10,32 Prozent (vier Mandate).

Die Presse/GK

Auch fünf kleine Listen errangen Mandate im Gemeinderat. Die Neos kamen auf 4,73 Prozent (zwei Mandate), der Tiroler Seniorenbund auf 2,27 Prozent (ein Mandat), die Liste Fritz 3,23 Prozent (auch ein Mandat) und das "Gerechte Innsbruck" heimste 3,10 Prozent ein (ein Mandat). Auch die "Alternative Liste Innsbruck" ist künftig im Gemeinderat vertreten: Sie erreichte 2,38 Prozent (ein Mandat). Die Wahlbeteiligung sank im Vergleich zu 2012 noch weiter und lag bei 50,38 Prozent. Das ist der schlechteste Wert seit 1945.

Im Stadtsenat erhalten die Grünen und die FPÖ jeweils zwei, "Für Innsbruck", ÖVP und SPÖ jeweils ein Mandat. Insgesamt waren 104.245 Personen wahlberechtigt.

Grüner Realo vor "Krönung"

Der Tiroler Landeshauptmann Platter zeigte sich vom schlechten Abschneiden seiner Partei, der ÖVP, "sehr enttäuscht". Der Innsbrucker FPÖ-Spitzenkandidat Federspiel hingegen gab sich "top zufrieden": "An uns kommt man nicht mehr vorbei." Die FPÖ wolle in Innsbruck Regierungsverantwortung übernehmen.

Dass Willi trotz der Spaltung der Grünen vor einigen Monaten – der türkeistämmige Gemeinderat Mesut Onay war mit seiner eigenen "Alternativen Liste Innsbruck" angetreten – und dem öffentlichkeitswirksamen Parteiaustritt von Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider zwei Tage vor der Wahl (aus Protest gegen die Wahlkampf-Rhetorik Willis) die Grünen derart deutlich auf Platz eins führte, darf auch als großer persönlicher Erfolg gewertet werden. Weder bei Onays noch bei Pitscheiders Abschied trat Willi nach, sondern konzentrierte sich auf den Wahlkampf, in dem er sich als grüner Realo positionierte. Schon in der Vergangenheit betonte er wiederholt, sich eher dem bürgerlichen Flügel der Partei zugehörig zu fühlen, was ihn auch für viele ÖVP-Sympathisanten wählbar machte. Der "Krönung" seiner Laufbahn, wie Willi sie nennt, ist er nun jedenfalls einen großen Schritt näher.

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