"Wer ist schon Gudenus?": ÖVP kritisiert Anti-Soros-Sager

Othmar Karas
Othmar Karas(c) Clemens Fabry (Presse)
  • Drucken

Die Bundespartei schweigt zu den Äußerungen des FPÖ-Klubobmannes Gudenus. Nicht so ÖVP-Europaabgeordneter Karas: Er ortet "eine skandalöse Entgleisung". Auch Mandatar Engelberg übt Kritik.

Nach langem Schweigen werden nun auch in der ÖVP kritische Stimmen hinsichtlich der Sympathiebekundungen von FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus für die Anti-Soros-Kampagne des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban laut. Der schwarze Europaabgeordneter Othmar Karas sah am Montag etwa "eine weitere unglaubliche und skandalöse Entgleisung". Für ÖVP-Mandatar Martin Engelberg steht die Position Gudenus' nicht "Einklang mit der Regierungserklärung".

Karas betonte gegenüber dem "Kurier am Sonntag": "In einer verantwortungsvollen und ernsthaften österreichischen Außenpolitik haben Orban'sche Instrumente wie erfundene Schuldzuweisungen und erfundene Feindbilder nichts zu suchen."

Gudenus hatte in einem "Presse"-Interview am Samstag erklärt, es gebe "stichhaltige Gerüchte", wonach der ungarischstämmige US-Milliardär George Soros daran beteiligt sei, "Migrantenströme nach Europa zu unterstützen". So habe Soros etwa einige NGOs finanziert, die "für die Massenmigration nach Europa mitverantwortlich" seien. Er glaube nicht, dass "die Massenimmigration nach Europa zufällig in dem Ausmaß passiert" sei, sagte der ehemalige Vizebürgermeister Wiens.

Engelberg: "Besser, Gudenus hätte sich nicht geäußert"

Die Bundeshauptstadt plant unterdessen, die Privathochschule "Central European University" von Soros am Areal des Otto-Wagner-Spitals anzusiedeln. Karas sagte angesichts der früheren Funktion des FPÖ-Politikers: "Wer ist schon Johann Gudenus?" Er sei froh, dass diese Einladung "die wirkliche Einstellung des Landes dokumentiert".

Auch Martin Engelberg, ÖVP-Mitglied des außenpolitischen Ausschusses, kann den Aussagen des Koalitionspartners wenig abgewinnen. Die von Gudenus vertretene Position stehe nicht im "Einklang mit der Regierungserklärung", schrieb der Nationalratsabgeordnete am Sonntag auf Facebook. "Es wäre besser gewesen, Klubobmann Gudenus hätte sich zu einer solch heiklen Frage, die noch dazu ein anderes Land betrifft, nicht geäußert", heißt es dort weiter. Mit seinem Verhalten befeuere er Antisemitismus.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

US-Investor George Soros traf am Montag auch auf Bildungsminister Heinz Fassmann (ÖVP).
Europa

Entsetzen über Hasspostings nach Treffen von Kurz mit Soros

Internationale Journalisten sind entsetzt über die antisemitischen und verschwörungstheoretischen Postings über das Treffen. Viktor Orbáns Erzfeind ist in Wien, um über die Ansiedlung seiner Central European University zu sprechen.
Soros und Kurz
Meta-Nachrichten

Kurz empfing Milliardär George Soros

Österreich sei offen für eine Ansiedlung der Soros-Uni Central European University. Am heutigen Montag soll es ein Treffen mit Bildungsminister Heinz Faßmann geben.
US-Milliardär George Soros war nicht nur in Ungarn Thema in der Politik.
Außenpolitik

Das also soll der "Soros-Plan" sein

Ungarns Außenminister schickte Bundespräsident Alexander Van der Bellen den sogenannten "Soros-Plan" - eine Sammlung von sechs Zitaten auf einem A4-Blatt. Der Brief liegt der "Presse" vor.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen
Innenpolitik

Van der Bellen nennt Gudenus-Soros-Sager "einfach lächerlich"

Der FPÖ-Klubchef meinte, es gebe "stichhaltige Gerüchte", wonach der US-Milliardär daran beteiligt sei, "Migrantenströme nach Europa zu unterstützen".
Christian Kern sieht Österreichs lieber bei "den Macrons und den Merkels".
Außenpolitik

FPÖ-Aussagen zu Soros: Kern fordert Kurz zu Konsequenzen auf

Der SPÖ-Chef mahnt in Berlin: "Österreich setzt sich an den Katzentisch Europas und nimmt neben dem polnischen und dem ungarischen Regierungschef Platz."

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.