Volkstheater: Emilia Galotti leidet im fast leeren Raum

„Was ist dir, meine Tochter?“ Marlene Hauser (l.) als Emilia, Martina Spitzer als ihre Mutter, Claudia.
„Was ist dir, meine Tochter?“ Marlene Hauser (l.) als Emilia, Martina Spitzer als ihre Mutter, Claudia. (c) Lupi Spuma
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Lukas Holzhausen inszenierte im Volx/Margareten Gotthold Ephraim Lessings Tragödie kühl und zynisch. Öfter wird gelacht. Das wirkt leider deplatziert.

Darf es bei Tragödien lustig zugehen? Sicherlich. Wenn in Shakespeares großen Dramen ein betrunkener Pförtner, ein abgeklärter Totengräber oder ein skurriles Mörderpaar auftauchen, befreit der Humor wenigstens für Momente von all dem Unerhörten, das sonst auf der Bühne geschieht. Heikel wird es allerdings, wenn an unpassenden Stellen gelacht und das von der Bühne aus sogar provoziert wird.

„Itzt“, sagen Personen öfters in Gotthold Ephraim Lessings Trauerspiel „Emilia Galotti“, das in Braunschweig 1772 uraufgeführt wurde. Bei der Premiere im Volx/Margareten wurde dieses altmodische kleine Wort am Sonntag mehrfach derart betont, dass es verlässlich Heiterkeit auslöste. Das war vielleicht zynisch gemeint, passt aber wohl nicht zur Intention des Autors. Lessing hat zerstörerische Intrigen einer höfischen Gesellschaft thematisiert, sein Drama gilt als bürgerlicher Angriff auf aristokratische Willkür. Lächerlich waren die Verhältnisse nicht. Dazu gibt es bei diesem Text mit seinen antiken Vorbildern wenig Gelegenheit: Ein Vater ersticht die Tochter, damit sie nicht von einem ehrlosen Prinzen entehrt wird. Da kennt Bürger Lessing keinen Spaß. Mit Ironie ist ihm „itzt“ nicht beizukommen.

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