Macron bei Trump: Eine Eiche als Gastgeschenk

REUTERS/Joshua Roberts
  • Drucken

Der US-Präsident empfing seinen ersten offiziellen Staatsgast. In Washington will Emmanuel Macron seinen Charme spielen lassen. Denn es geht um ernste Themen: den Handelsstreit, den Iran und die Lage in Syrien.

US-Präsident Donald Trump ist zwar schon eine Weile im Amt, aber erst am Montag empfing er seinen ersten offiziellen Staatsgast: Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron. Gemeinsam mit seiner Frau Brigitte trafen die beiden am Nachmittag in Washington ein. Die zwei Staatsmänner wollen am Dienstag und Mittwoch zahlreiche Themen der internationalen Politik besprechen.

Zu den dringendsten gehören die Lage in Syrien, die Zukunft des Atomabkommens mit dem Iran und die Auseinandersetzungen um die Bedingungen für den weltweiten Handel. "Dieser Besuch ist sehr wichtig in unserem heutigen Kontext - mit vielen Unsicherheiten, vielen Sorgen und machmal vielen Bedrohungen", sagte Macron dazu.

Bevor es politisch ernst wurde, gab es allerdings noch eine kleine Zeremonie: Die beiden Präsidenten pflanzten einen von Macron als Geschenk mitgebrachten Setzling einer Eiche in den Parkanlagen des Präsidentensitzes ein. Der junge Baum weist symbolisch auf die historischen Bande beider Länder hin. Er stammt aus einem nordfranzösischen Wald, in dem im Ersten Weltkrieg mehr als 2.000 US-Soldaten im Kampf gegen die Deutschen getötet worden waren.

Trump und Macron haben ein gutes Verhältnis 

Den beiden Präsidenten wird ungeachtet teils sehr unterschiedlicher Auffassungen zu Politik und Politikstil ein gutes persönliches Verhältnis nachgesagt. Macron hatte den US-Präsidenten und die First Lady im Sommer 2017 zu den Festivitäten des französischen Nationalfeiertags eingeladen. Trump soll sich am Bastille-Tag die Anregung für eine eigene Militärparade geholt haben, die er in Washington abhalten will.

Macron dürfte nun versuchen, Trump vor allem hinsichtlich des
Atomdeals mit dem Iran ins Gewissen zu reden. Denn die Europäer fürchten, dass die USA im Mai aus dem Abkommen aussteigen werden. Wie die "Süddeutscher Zeitung" am Mittwoch berichtet, haben Deutschland, Großbritannien - und eben Frankreich - allerdings bereits mit den USA die Grundzüge einer Vereinbarung ausgehandelt, die US-Präsident Donald Trump von einer Kündigung des Nuklearabkommens mit dem Iran abhalten soll. Um die konkretisierung deses Deals könnte es also gehen,

Zähe Verhandlungen zwischen EU und USA

Europäische und amerikanische Unterhändler sind sich demnach einig, dass dem Iran wegen dessen umstrittener Raketentests und aggressiver Regionalpolitik mit neuen Sanktionen gedroht werden soll. Das Atomabkommen solle im Kern unangetastet bleiben, werde aber in Teilen neu interpretiert.

Die zähen Verhandlungen zwischen Vertretern des US-Außenministeriums, des Nationalen Sicherheitsrats und der
europäischen Außenministerien seien noch nicht ganz abgeschlossen
und würden immer wieder von neuen Forderungen aus Washington
durcheinandergebracht. Die US-Seite signalisiere, dass sie letztlich
nicht für die Reaktion Trumps garantieren könne. Die europäische
Seite habe sich darauf geeinigt, den USA die Gefolgschaft in der
Iran-Politik zu kündigen, sollte Trump ohne Rücksicht auf die
Europäer aus dem Iran-Abkommen aussteigen, hieß es in dem Bericht.

Macron spricht vor den Mitgliedern des Senats und Abgeordnetenhauses

Bei welchen Themen haben Trump und Macron sonst noch Redebedarf? Zum Beispiel beim Welthandel: Frankreich hatte zuletzt deutlich gemacht, dass die EU-Länder nicht einerseits mit US-Strafzöllen belegt werden dürften, andererseits aber als Partner der USA im Kampf gegen
unredliche Praktiken in China auftreten wollten.

Macron wird am Mittwoch eine Rede vor den Mitgliedern von Senat
und Abgeordnetenhaus im Kapitol halten. Eine ähnliche Ehre war im
Jahr 1960 dem damaligen französischen Präsidenten Charles de Gaulle
zuteil geworden. An den politischen Gesprächen sollen auch Trumps
neuer nationaler Sicherheitsberater John Bolton sowie mehrere
Minister teilnehmen.

Auch Merkel bald zu Gast

Am Freitag wird die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu einem Arbeitsbesuch im Weißen Haus erwartet. Macron und Merkel
wollen Trump unter anderem davon überzeugen, die EU dauerhaft von
den Strafzöllen auf Stahl und Aluminium auszunehmen, von denen sie
bisher nur vorläufig bis zum 1. Mai befreit sind. Auch werden sie
darauf drängen, dass die USA dem mühsamen ausgehandelten
Atom-Abkommen mit dem Iran von 2015 treu bleiben, das von Trump
scharf kritisiert wird.

(APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Trump und Merkel nähern sich im Gespräch in Washington an
Europa

Merkel und Trump: Eine vorsichtige Annäherung

Durchbruch gab es beim Treffen zwischen Merkel und Trump keinen. Der Handelsstreit ist nach wie vor ungelöst. Die deutsche Kanzlerin deutete Zugeständnisse in Sachen Iran an.
Merkel und Trump beim G20-Gipfel in Hamburg.
Außenpolitik

Angela Merkel - ein schwieriger Gast für Trump

Angela Merkels Stippvisite steht im Kontrast zu Emmanuel Macrons Staatsbesuch. Der Handelsstreit und das Atomabkommen mit dem Iran dominierten die Agenda.
Angela Merkel und Donald Trump bei ihrer ersten Pressekonferenz im Weißen Haus vor 13 Monaten. Heute sind die Irritationen noch größer als damals.
Österreich

Letzter Appell Merkels an Trump

Die deutsche Kanzlerin hat bei ihrer Visite in Washington nur wenig Zeit, eine Eskalation im Disput zwischen USA und EU abzuwenden – vor allem in der Frage der Strafzölle.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron
Außenpolitik

Macron fürchtet um Atomabkommen USA-Iran

Frankreichs Staatspräsident zeigt sich nach seinem Staatsbesuch in Washington pessimistisch, was den Vertrag der USA mit Washington betrifft. US-Präsident Donald Trump droht schon länger mit dessen Aufkündigung.
Angela Merkel (CDU)
Außenpolitik

Besuchsdiplomatie: Merkel löst Macron in Washington ab

Die deutsche Kanzlerin stellt den Handelsstreit sowie die Krisen in Syrien und im Iran in den Mittelpunkt ihres Besuchs.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.