Peugeot-Chef bleibt bei Opel hart

APA/dpa/Frank Rumpenhorst
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Die Übernahme von Opel hat den französischen Autobauer Peugeot stark wachsen lassen. Doch ob es zu einem Kahlschlag in Deutschland kommen wird, ist immer noch offen.

Peugeot-Chef Carlos Tavares demonstriert im Opel-Streit Härte. Um den Rüsselsheimer Autobauer wieder auf Kurs zu bringen, seien intensive Verhandlungen mit der Gewerkschaft IG Metall nötig, kündigte der 59-Jährige am Dienstag auf der Hauptversammlung des französischen Unternehmens an. Die Gespräche könnten "in den kommenden Wochen etwas Lärm" verursachen. "Wir müssen das tun, was notwendig ist, um das Management wieder ins Zentrum des Systems zu bringen, damit Opel vom Management geleitet wird", sagte Tavares. Finanzvorstand Jean-Baptiste de Chatillon betonte, Peugeot SA (PSA) bemühe sich weiter, bei der IG Metall Ausnahmeregelungen für die Opel-Tarife zu erreichen. Damit gibt sich PSA unnachgiebig, obwohl Opel zu einem Umsatzsprung im ersten Quartal beitrug.

Die Opel-Belegschaft liegt mit der neuen Muttergesellschaft wegen deren Sparplänen in Deutschland über Kreuz, die monatelangen Verhandlungen sind festgefahren. Die Franzosen pochen auf Lohnkürzungen, um die Arbeitskosten bei Opel auf das niedrigere Niveau der gesamten Gruppe zu drücken. Betriebsrat und IG Metall werfen den Franzosen vor, mit einem Kahlschlag in Deutschland die Marke mit dem Blitz zu gefährden. Laut Gewerkschaften steht vor allem das kleinste Werk in Eisenach auf der Kippe. Das hat auch die deutsche Politik auf den Plan gerufen. PSA hat allerdings zugesagt, keine Werke in Deutschland zu schließen und keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen. Bei Opel gebe es hochtalentierte Mitarbeiter, erklärte Tavares. "Wir wollen ihnen eine bestimmte Freiheit geben, zu zeigen, wozu sie in der Lage sind."

Der gebürtige Portugiese betonte, dass PSA in anderen Ländern erfolgreiche Verhandlungen mit Gewerkschaften geführt habe. In Großbritannien, Österreich, Spanien, Polen und Ungarn seien Vereinbarungen getroffen worden. Gleich zum Auftakt der Hauptversammlung dankte er den Gewerkschaften, die zum Wohle der langfristigen Zukunft des Unternehmens kurzfristig zu schweren Entscheidungen bereit gewesen seien. Tavares selbst genehmigte die Hauptversammlung eine Sonderzahlung von einer Million Euro für die Opel-Übernahme.

Eine Million Autos verkauft

Der laufende Plan zur Kostenreduzierung bei Opel und der britischen Konzernschwerter Vauxhall trägt PSA zufolge erste Früchte. Laut einer Präsentation bei der Tavares-Rede wurden die Fix-Kosten bei Opel und Vauxhall um 17 Prozent gesenkt. Ausgaben für Reisen verringerten sich demnach um 30 Prozent, für den IT-Betrieb um 39 Prozent. Auch die Entwicklungskosten sinken, während die Technologien der neuen Töchter mit denen von PSA enger verzahnt würden.

PSA hatte den seit Jahren rote Zahlen schreibenden Autobauer Opel im vergangenen Jahr von General Motors übernommen. Nachdem PSA 2014 selbst noch mit Kapitalspritzen gestützt werden musste, legt das Unternehmen nach einer Rosskur inzwischen Rekordrenditen vor. Tavares setzte dafür in Frankreich und auch Großbritannien harte Einsparungen durch und will nun auch die deutschen Werke auf Kurs bringen.

Zum Jahresauftakt trugen Opel und Vauxhall maßgeblich zu einem Umsatzplus von 42 Prozent auf knapp 18,2 Milliarden Euro bei. PSA verkaufte insgesamt über eine Million Autos, fast ein Viertel davon kamen von den neuen Sparten in Deutschland und Großbritannien. Insgesamt belief sich die Absatzsteigerung auf 44 Prozent. Bei Opel und Vauxhall gab es zunächst keine Zahlen zur Entwicklung. Doch dass die beiden neuen Töchter einen zentralen Anteil an den steil gestiegenen Verkaufszahlen hatten, ergibt sich aus den Statistiken für Europa: Hier erhöhten die ursprünglichen Kernmarken Peugeot, Citroen und DS ihren Absatz um 8,7 Prozent, während er insgesamt - also mit Opel und Vauxhall - um fast 66 Prozent in die Höhe schoss.

Opel und Vauxhall allein brachten PSA Erlöse von gut 4,8 Milliarden Euro ein. Ohne die neuen Unternehmensteile, also nur mit Peugeot, Citroen und DS, musste sich PSA im Autogeschäft mit einem Plus von 13,3 Prozent auf 10,21 Milliarden Euro begnügen. Angaben zu Gewinnen oder Verlusten gab es zunächst nicht. An der Pariser Börse gaben Peugeot-Aktien 1,8 Prozent nach. 

(Reuters)

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