Die Dokustelle Islamfeindlichkeit verzeichnete im Vorjahr mehr Meldungen von Vorfällen, vor allem rund um die Nationalratswahl und das Burka-Verbot im Oktober war die Fallzahl hoch. Betroffen sind vor allem Frauen.
Wien. „Nicht schon wieder!“ Das war der erste Gedanke von Elif Öztürk Adam, als die jüngsten Vorfälle in der Atib-Moschee Dammstraße bekannt wurden. Nicht schon wieder deswegen, weil ihrer Erfahrung nach genau solche Ereignisse die Zahl an islamfeindlichen Aktionen steigen lassen.
Die Mitarbeiterin der Dokustelle Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus führt dazu eine Statistik an gemeldeten Vorfällen des Jahres 2017 an – die meisten Meldungen gab es im Oktober. Das Inkrafttreten des Anti-Gesichtsverhüllungs-Gesetzes, die Nationalratswahl und Studien, unter anderem zu Integration in Moscheen, fielen in diese Zeit. Wenn also in der Politik der Islam thematisiert wird oder muslimische Einrichtungen medial im Fokus stehen, kann das zu vermehrten islamfeindlichen Vorfällen führen.

309 Fälle hat die Stelle im Vorjahr verzeichnet und im mittlerweile dritten Report zu antimuslimischem Rassismus, der am Dienstag vorgestellt wurde, analysiert. Im Vergleich zu 256 Fällen 2016 und 156 im ersten Bericht 2015 gibt es eine Steigerung. Ob die Zahl der Angriffe tatsächlich zugenommen hat oder mit steigender Bekanntheit der Doku-Stelle mehr gemeldet werden, ist freilich nicht eindeutig. Der Sinn des jährlich erscheinenden Berichts ist vor allem, Bewusstsein für das Problem Islamfeindlichkeit zu schaffen. Der Großteil – rund 60 Prozent – passiert auf der verbalen Ebene. Hassreden im Internet, zum Beispiel, oder verbale Angriffe gegenüber Frauen mit Kopftuch. Auch das ist eine Erkenntnis aus dem Bericht: Zu 98 Prozent sind Frauen die Opfer islamfeindlicher Angriffe. Besonders viele Meldungen gab es im Vorjahr auch zu islamfeindlichen Beschmierungen – „Moslems raus“ zum Beispiel.
Muslime, Türken, Flüchtlinge
Festgestellt haben die Verfasser des Reports auch, dass Diskriminierungen auch vermischt würden – dass etwa antimuslimischer Rassismus, Türkenfeindlichkeit oder Hass auf Flüchtlinge vermengt werden. Für das laufende Jahr gebe es zwar noch keine Auswertung, aber es sei naheliegend, dass auch die jüngsten Ereignisse rund um Atib, aber auch die Debatte um das Kopftuchverbot in Kindergarten und Volksschule sich auf die Stimmung gegenüber Muslimen auswirken werden.
Der Großteil der gemeldeten Fälle kommt aus Wien – was auch daran liege, dass die Organisation hier ihren Sitz hat und man in manchen Bundesländern gar nicht vertreten sei. Neben der Dokumentation von Fällen – gemeldet über eine Hotline, per Mail oder durch Verlinkung auf Facebook – bietet man auch Workshops an, wie man auf antimuslimischen Rassismus reagieren kann. (eko)
Web: www.dokustelle.at
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2018)