Olympia-Super-G: Historisches Debakel für Österreich

Mario Scheiber
Mario Scheiber(c) REUTERS (Leonhard Foeger)
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Benjamin Raich landet als bester ÖSV-Läufer auf Platz 14. Scheiber, Walchhofer und Streitberger verpatzen ihre Läufe. Gold geht an Aksel Lund Svindal vor Bode Miller und Andrew Weibrecht.

WHISTLER (mhk). Der Super-G bei Olympischen Spielen trägt ein norwegisches Mascherl. Siebenmal wurde der Bewerb bislang ausgetragen: 1994, 2002 und 2006 gewann ein gewisser Kjetil André Aamodt Gold. Und er fand in Vancouver einen würdigen Nachfolger: Aksel Lund Svindal.

Der 27-jährige Norweger aus Lørenskog rückt damit in die Riege seiner Vorbilder Aamodt und Lasse Kjus auf. Schon in der Abfahrt hatte er Silber gewonnen und seinen Erfolg bejubelt. Umso begeisterter war er nach dem letztlich überlegenen Sieg.

Nun ist Svindals Sammlung komplett: dreimal wurde er Weltmeister, zweimal gewann er den Gesamtweltcup, je einmal die Spezialwertungen in Abfahrt, Kombination und sogar zweimal jenen im Super-G.

Dabei war seine Karriere bislang nicht nur ein einziger Höhenflug: Am 27. November 2007 war Svindal beim Training zur Abfahrt in Beaver Creek schwer gestürzt. Er erlitt einen Jochbeinbruch, einen doppelten Nasenbeinbruch und eine tiefe Schnittwunde am Gesäß. Dass er ein Jahr später als Siegläufer zurückkehren konnte, grenzte damals an ein kleines Wunder.

Nicht zu Unrecht hatte Bode Miller noch im Zielraum mit dem Wort „awesome" gratuliert. „Großartig", fand der US-Amerikaner die Leistung Svindals, der ihn um 28 Hundertstelsekunden geschlagen und von der Spitze verdrängt hatte.

Keine zehn Minuten zuvor war Bode Miller mit temporärer Bestzeit ins Ziel gekommen. Er war mit seiner Fahrt aber keineswegs zufrieden. Der Drittplatzierte in der mit Verspätung ausgetragenen Olympiaabfahrt schien seine Skier kaum unter Kontrolle zu haben und sich rein auf die Schwerkraft zu verlassen. Doch die trug ihn neuerlich auf das Podest. Bode Miller versteht es wie kaum ein anderer, punktgenau für Großereignisse in Bestform zu sein.

Schwere ÖSV-Niederlage

Während das US-Team mit Andrew Weibrecht auch überraschend den Bronzegewinner stellte, schlitterte Österreich in ein Debakel - das schlechteste Super-G-Ergebnis in der Olympischen Geschichte: 1994 in Lillehammer war Günther Mader wenigstens noch Neunter, 2010 wurde Benjamin Raich bester ÖSV-Läufer - und war lange nicht sicher, ob sein 14. Platz halten würde. „Das Timing hat nicht gestimmt", musste der Tiroler zugeben, der sich zuvor selbst noch als Favoriten gehandelt hatte.
Noch katastrophaler fiel das Ergebnis für Michael Walchhofer aus. Für den Salzburger war es das definitiv letzte Olympiarennen seiner Karriere - er wurde schaffte es nicht unter die Top-20. Um sich nach der misslungenen Olympiaabfahrt den Druck von den Schultern zu nehmen, hatte der Weltcupführende im Super-G vor dem Rennen noch tiefgestapelt. Er dürfte schon eine böse Ahnung gehabt haben.

Der Schwede Patrik Järbyn kam schwer zu Sturz, das Rennen war danach über 20 Minuten unterbrochen. Der 40-Jährige prallte im Schlussabschnitt der Strecke hart auf die harte Piste auf und verlor kurz das Bewusstsein. Erst nach mehreren Minuten wurde er per Akja abtransportiert. Im Krankenhaus gab sein Arzt dann aber Entwarnung: Der Schwede hat sich keine größeren Verletzungen zugezogen.

Ergebnis:

1. Aksel Lund Svindal NOR 1:30,34
2. Bode Miller USA 1:30,62
3. Andrew Weibrecht USA 1:30,65
4. Werner Heel ITA 1:30,67
5. Erik Guay CAN 1:30,68
6. Christof Innerhofer ITA 1:30,73
7. Patrick Staudacher ITA 1:30,74
8. Carlo Janka SUI 1:30,83
9. Tobias Grünenfelder SUI 1:30,90
10. Didier Cuche SUI 1:31,06

Weiter (Auswahl):

14. Benjamin Raich AUT 1:31,35
15. Didier Defago SUI 1:31,43
17. Georg Streitberger AUT 1:31,49
20. Mario Scheiber AUT 1:31,93
21. Michael Walchhofer AUT 1:32,00

Ausgeschieden u.a.: Stephan Keppler (GER), Peter Fill (ITA), Manuel Osborne-Paradis (CAN), Andrej Jerman (SLO), Robbie Dixon (CAN), Patrik Järbyn (SWE), Marco Büchel (LIE)

("Die Presse", Printausgabe vom 20. Februar 2010)

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