Galerie Kontur: Tradition im Hinterhof

Symbolbild Bilderrahmen
Symbolbild Bilderrahmen(c) Erwin Wodicka. wodicka@aon.at
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Die neue Galerie Kontur in Ottakring widmet sich Kunst mit "klassischem Zugang".

Das ungebrochen naturalistische Getümmel des Brunnenmarkts verklingt, langsam schließt sich die erste, die zweite, die dritte Türe hinter einem – und ist man schließlich angekommen in der neuen Galerie Kontur, im Hinterhof der Grundsteingasse 14. Hier frönt Neo-Galerist und Künstler Robert Trsek ausschließlich seiner Vorliebe, dem gebrochen Naturalistischen, der alten Wiener Schule einer gemäßigten Abstraktion. Wotruba-Nachfolge nennt man sie hierzulande gern, international würde man diesen nicht versiegenden Strang der Kunstgeschichte auf Cézanne zurückführen.

Dicht an dicht hängen Dutzende kleinformatige Bilder, Plastiken stehen mit mehr Luft zum Wirken auf weißen Sockeln, auf einer schmalen Terrasse dahinter, die einen atmosphärisch kurz nach New York entführt, finden sich einige größere plastische Werke. 58 Künstler und Künstlerinnen sind hier vertreten, darunter arrivierte Positionen von Josef Pillhofer, Joannis Avramidis und Werner Berg, Arbeiten des ehemaligen Linzer Keramikprofessors Günther Praschak und Hubert Dietrich, einst Chefrestaurator des Kunsthistorischen Museums, und weniger bekannte Mittdreißiger wie Katrin Roithinger oder Gerhard Herbrik.

Klassischer Zugang zur Kunst. Vier Künstlergenerationen ist Trsek stolz, hier zusammenzuführen. Nach zehn Jahren Ärger, dass diese Künstler mit einem „klassischen Zugang, den man schon längst verloren glaubt“, in Wien seit Schließung der Galerie Würthle 1995 nicht stärker vertreten sind, hat er sich zur Selbsthilfe entschlossen. Den richtigen Raum gefunden. Sich ausgiebig verschuldet. Und drei Jahre Zeit gegeben, auch wirtschaftlich zu reüssieren.

Der Start gab dem 1959 geborenen Linzer Kunstuni-Absolventen schon einmal Mut: Samstagvormittag ist es eindeutig noch eine Ruhe nach dem Sturm, die in der weiten, lichten Erdgeschoßhalle zu spüren ist: Unerwartete 500, 600 Leute, schätzt Trsek, haben die Galerie Freitagabend zur Eröffnung gestürmt. Zwei, drei rote Punkt haben sie bereits hinterlassen, die Preise sind so breit gefächert wie das Angebot, reichen von 300 bis 90.000 Euro. Zu Beginn wollte Trsek, im Brotberuf einer der raren Briefmarkenstecher, einmal die ganze Palette zeigen. Als nächstes steht aber bereits die erste Einzelausstellung auf dem Programm, gewidmet dem Kärntner Maler Ernst Gradischnig.

Galerie Kontur, Grundsteing. 14/8, Wien 16, Mi–Fr, 15–19, Sa 11–14 Uhr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2010)

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