Milliarden-Deal: Fünf Jahre Jobgarantie für ZKW-Mitarbeiter

udi, BMW, Daimler, Geely, MAN, Opel, Porsche, Scania Truck, Skoda, Volvo und VW mit seinen Lichtsystemen.
udi, BMW, Daimler, Geely, MAN, Opel, Porsche, Scania Truck, Skoda, Volvo und VW mit seinen Lichtsystemen.APA/ZKW/HARTWIG ZOEGL
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Für das niederösterreichische Paradeunternehmen ZKW brechen neue Zeiten an. Der Lichtsystem-Hersteller wird von dem koreanischen Elektronikkonzern LG übernommen.

Wien. Die langwierigen Verhandlungen haben ein Ende. Der südkoreanische Elektronikhersteller LG gab am Donnerstag bekannt, den Licht - und Elektroniksystem-Spezialisten ZKW aus Wieselburg zu übernehmen. Der Verwaltungsrat habe sein Placet gegeben. Mit 1,1 Milliarden Euro ist der Deal der größte in der Firmengeschichte.

Ob die Transaktion auch wirklich gelingen würde, war bis zum Schluss nicht sicher. Denn schon im Dezember 2017 schien es, als stehe ein Handshake unmittelbar bevor. Doch als der ZKW-Eigentümer, der 77-jährige Ulrich Mommert, seine Preisvorstellungen kundtat, machte LGeinen Rückzieher. Bei der Weihnachtsfeier versicherte ZKW-Holding-Chef Armin Schaller deshalb den Anwesenden, es gäbe keine Verkaufsgespräche. Doch die Koreaner dürften Anfang des Jahres noch einmal in sich gegangen sein und alles neu kalkuliert haben. Denn schlussendlich bekam Mommert ziemlich genau jene Summe, die er von Anfang an gefordert hatte.

Nach den ehrgeizigen Plänen von LG soll sich die Investition bald rechnen. Bisher hat der koreanische Mischkonzern seinen Schwerpunkt auf Consumer-Elektronik, Haushaltsgeräte und Heiz- und Kühlgeräte gesetzt. Seit fünf Jahren gibt es jedoch eine neue Strategie. LG setzt nun auch auf den Automobilbereich und will dort das große Geld machen.

Schon länger auf Brautschau

Das erklärt auch, weshalb das Management seit längerem nach Unternehmen Ausschau hält, die zur Erweiterung des Portfolios beitragen können. Kein Wunder, dass es bei der Brautschau bald auf die niederösterreichische Unternehmensgruppe gestoßen ist. Insgesamt verfügt ZKW über acht Standorte. Neben den zwei in Österreich gibt es Niederlassungen in der Slowakei, in Tschechien, China, Indien, Mexiko und den USA. Überall brummt das Geschäft. 2017 war für die Unternehmensgruppe ein Rekordjahr. Mit einem Umsatz von 1,2 Mrd. Euro stieg der Umsatz innerhalb eines Jahres um gleich 30 Prozent. Und waren 2016 insgesamt 6500 Mitarbeiter für ZKW tätig, sind es 2019 bereits 9000. Wie hoch der Gewinn ist, gibt der Lichtspezialist allerdings nicht bekannt.

Die Zahlen scheinen das Verhandlungsteam von LG überzeugt zu haben. Schon bald will man mit der Fusion das erklärte Ziel erreicht haben, das da lautet: Weltweit die Führungsrolle in der Fahrzeugbeleuchtung bei selbstfahrenden Autos zu spielen. „ZKWs Angebote werden das wachsende Geschäft mit Autoteilen von LG ergänzen“, erklärte LG gestern. Gemeinsam mit ZKW wolle man „intelligente Beleuchtungslösungen“ entwickeln, die dank Sensoren und Fahrzeugkameras auch Informationen und Warnungen auf der Straße anzeigen können. Und durch das globale Verkaufsnetz von LG werde das Beleuchtungsgeschäft von ZKW rasch eine weit größere Marktpräsenz als bisher erhalten. Der neuen Unternehmensverbund habe nun „nahezu unbegrenzte Möglichkeiten“, sagte ZKW-Chef Oliver Schubert bei einer Pressekonferenz gestern am Nachmittag.

„Don't worry“

Klingt alles wunderbar. Die Belegschaft des niederösterreichischen Konzerns fragt sich trotzdem, was sich für sie in Zukunft alles ändern wird. LG-Electronics Vizepräsident Jin-Yong Kim reagierte darauf so: „LG stehe für Harmonie, Tradition und örtliche Gemeinschaft. So, don't worry“. Konkret heißt das: Vertraglich hat sich LG dazu verpflichtet, dass sich für die Produktion in Österreich zumindest in den nächsten fünf Jahre nichts ändern wird und eine Jobgarantie abgegeben. Das gilt übrigens auch für das Management.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2018)

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