Auch ÖBB profitieren von der Hochkonjunktur

Konzernchef Andreas Matthä.
Konzernchef Andreas Matthä.(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Dank des starken Wachstums konnte die Staatsbahn 2017 sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr zulegen. Unter dem Strich blieb davon aber wenig übrig. Erstmals seit Langem erhöhten die ÖBB ihren Mitarbeiterstand deutlich.

Wien. Die äußeren Umstände für die ÖBB waren schon einmal ungünstiger. Das musste am Donnerstag bei der Bilanzpräsentation der Staatsbahn auch Konzernchef Andreas Matthä eingestehen: „Die dynamische wirtschaftliche Entwicklung brachte ein gutes Jahr für alle europäischen Güterverkehrsbahnen.“ Dennoch hätten die ÖBB davon besonders stark profitieren können. So liege das Plus bei der Transportleistung mit 14 Prozent auf 32,9 Mrd. Tonnenkilometer deutlich über den Werten der Schweizer, polnischen oder Deutschen Bahn.

Ein Zuwachs, der sich auch in der Bilanz der Bahn widerspiegelt. So konnte der Umsatz sowohl beim Personen- als auch beim Güterverkehr jeweils um über 100 Mio. Euro gesteigert werden. In Summe legten die Gesamterträge um 339,1 Mio. Euro auf 6,75 Mrd. Euro zu. Und damit liege der Zuwachs auch deutlich über dem Plus bei den Zuwendungen der öffentlichen Hand, wie Matthä extra betont. Die Zahlungen von Bund und Ländern stiegen nämlich in Summe „nur“ um 73,2 Mio. Euro an. Insgesamt ist den Österreichern die Bahn jedoch nach wie vor sehr lieb und teuer. So flossen 2017 1,14 Mrd. Euro in bestellte Verkehre und gemeinwirtschaftliche Leistungen wie Schülerfreifahrten. 1,06 Mrd. Euro zahlte der Bund für den Betrieb des Schienennetzes. Dieser Posten sank im Vorjahr auch merklich um 60,6 Mio. Euro, weil der Eigenfinanzierungsgrad der Schiene ein wenig gestiegen ist. Dafür erhöhte sich der Annuitätenzuschuss für die Schulden aus dem Bauprogramm deutlich von 691,7 auf 753,4 Mio. Euro. In Summe kostete die Steuerzahler die Bahn somit 2,95 Mrd. Euro.

Dafür stieg jedoch die Zahl der transportierten Fahrgäste auf den neuen Rekordwert von 459 Millionen Passagieren. 246 Millionen davon wurden auch mit Zügen transportiert, der Rest in Bussen. Gegenüber dem Wert aus dem Jahr 2007 ein Plus von 46 Millionen, so Matthä. Zusammen mit den Zuwächsen im Güterverkehr brachte das die erwähnte Steigerung von 339,1 Mio. Euro bei den Erträgen. Unter dem Strich blieb davon allerdings nur wenig übrig.

Niedrige Zinsen helfen

Grund dafür ist, dass parallel zu den Erträgen auch die Aufwendungen stark anstiegen. So erhöhten sich allein die Kosten für Material und Personal um 261 Mio. Euro. Zusammen mit den ebenfalls um 65 Mio. Euro erhöhten Abschreibungen wurde der Zuwachs beim Umsatz somit bereits fast wettgemacht. In Summe mussten die ÖBB trotz der höheren Erträge beim Betriebsergebnis sogar einen Rückgang von 811 auf 790 Mio. Euro hinnehmen. Nur dank der gesunkenen Zinskosten konnte beim Vorsteuerergebnis ein Zuwachs um zehn Mio. Euro auf 176 Mio. Euro verzeichnet werden.

Das führt naturgemäß zu der Frage, ob die Bahn bei einem sich eintrübenden Wirtschaftsklima das in den vergangenen Jahren erarbeitete Gewinnniveau halten wird. So könnte eine Zinswende den Schuldenrucksack von 23,5 Mrd. Euro wieder deutlich schwerer machen. Man gehe davon aus, dass „die Zinsen auch langfristig moderat bleiben werden“, meint ÖBB-Finanzvorstand Josef Halbmayr dazu.

Allerdings würden die Abschreibungen in Zukunft weiter „deutlich ansteigen“. Das ist eine logische Folge der hohen Investitionen. Geht es dabei um Infrastruktur, erhöhen sich auch die Zahlungen des Bundes. Bei den Investitionen in das rollende Material muss die ÖBB jedoch auch entsprechend höhere Marktumsätze erzielen, um die Abschreibungen verdienen zu können.

Das soll unter anderem durch die weitere Auslandsexpansion gelingen. So sollen nicht nur in Europa neue Länder erschlossen werden, mittelfristig wollen die ÖBB auch 600 Züge pro Jahr zwischen China und Österreich fahren lassen. Dabei sei man ab der chinesisch-kasachischen Grenze für den operativen Betrieb zuständig. Durch diesen Ausbau des Auslandsgeschäfts (und ein Logistik-Joint-Venture) stieg 2017 auch erstmals seit Langem der Mitarbeiterstand um knapp 700 Köpfe auf 41.107 Personen. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2018)

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