Auch alte Falken können fliegen: Ewald Nowotny legt sich mit Mario Draghi an – und verlangt in der EZB eine Debatte über das Ende der Geldflut.
Wir sind wieder wer. Zumindest im Frankfurter Tower der Europäischen Zentralbank (EZB). Dort fällt Österreich dieser Tage auf. In Gestalt von Nationalbank-Chef Ewald Nowotny. Der hat bei der Sitzung der Euro-Notenbankchefs am Donnerstag den EZB-Präsidenten Mario Draghi quasi zum Duell gefordert – indem er eine Debatte über den Ausstieg der EZB aus der extrem lockeren Geldpolitik der vergangenen Jahre verlangte. Draghi ging der Debatte aus dem Weg – und der bald 74-jährige Nowotny erhält im Herbst seiner Amtszeit einen neuen, inoffiziellen Titel: Häuptling der Hartwährungsländer.
Das ist auf den ersten Blick erstaunlich. Immerhin hat der ehemalige Wirtschaftsprofessor eine tiefrote Laufbahn hinter sich. Aber das Amt steht über der Ideologie. Es war ja bereits das zweite Mal binnen weniger Wochen, dass Nowotny aus dem EZB-Einheitskurs ausscherte. Schon Anfang April hat er sich in Frankfurt eine Rüge für allzu offene Überlegungen zu Zinserhöhungen eingeholt. Der Italiener Draghi und der Flügel der „Tauben“ wollen die „Falken“ so lange wie möglich still halten – um Aufschwung und Zuversicht in der Eurozone nicht zu gefährden.