In Südkorea verliert das Ziel der Wiedervereinigung an Attraktivität. Besonders bei Jungen schwindet das Verständnis für das nationale Sehnsuchtsprojekt.
Tokio/Seoul. „Unser sehnlichster Wunsch ist die Wiedervereinigung.“ So lautet der Titel eines beliebten Volksliedes, das 1947 entstanden ist, als die koreanische Halbinsel seit zwei Jahren in eine amerikanische und sowjetisch-chinesische Einflusszone geteilt war. Damals wurde der Wunsch nach Einheit von einem breiten Konsens getragen, den selbst der blutige Korea-Krieg von 1950 bis 1953 nicht vollständig zerstören konnte. Die Generation, die unter der japanischen Okkupation und Fremdherrschaft gelitten hatte, stellte noch die Bevölkerungsmehrheit.