"Knapp daneben ist auch daneben": Die Freie Partei Salzburg wird ohne ihren Gründer Karl Schnell weitermachen. Ungewiss ist die Zukunft der Liste von Ex-Landesrat Hans Mayr.
Die Freie Partei Salzburg (FPS) von Karl Schnell wird ohne seinen Parteigründer weitermachen. Das ist das Ergebnis einer Sitzung der Parteiführung Freitagabend in Saalbach-Hinterglemm laut Medienberichten am Samstag. Eine ungewisse Zukunft hat Hans Mayr und seine Salzburger Bürgergemeinschaft (SBG).
"Knapp daneben ist auch daneben" Die FPS verfehlte bei der Landtagswahl am vergangenen Wochenende mit 4,5 Prozent knapp den Einzug in den Salzburger Landtag. Schnell wird zu seinem Rücktritt mit dem Kommentar "Knapp daneben ist auch daneben. Das muss man zur Kenntnis nehmen. Ich habe ja als Arzt einen wunderschönen Beruf" zitiert. Er werde im September als Obmann geordnet übergeben und die Partei werde weiterexistieren. "Wir wollen jene 12.000 Leute, die uns gewählt haben, nicht enttäuschen." Es seien genug Junge da, die weitermachen wollen. Diese Mannschaft wolle auch bei den Gemeinderatswahlen 2019 antreten. Ob auch Schnell - er ist auch Vizebürgermeister in Saalbach-Hinterglemm - da noch einmal antritt, weiß er nicht sicher.
Er hat in den mehr als 25 Jahren seiner bisherigen politischen Tätigkeit Wahlsiege gefeiert, aber auch bittere Niederlagen hinnehmen müssen. Letztere etwa, als er von Heinz-Christian Strache aus der FPÖ ausgeschlossen wurde. Eine Schmach, die Karl Schnell nicht auf sich sitzen lassen wollte. 2015 gründete er die Freie Partei Salzburg und ging mit dieser nun - insbesondere gegen die Freiheitlichen - ins Rennen. Doch die Rechnung ging nicht ganz auf - Schnells FPS konnte keine fünf Prozent erreichen. Das FPS-Ergebnis reichte dennoch aus, um FPÖ-Salzburg-Chefin Marlene Svazek zu ärgern: Sie glaubt, dass die FPS daran Schuld sei, dass die FPÖ ihr Wahlziel von 20 Prozent nicht erreichen konnte. APA/FRANZ NEUMAYR Schnell, der am 7. April 1954 in Flachau (Pongau) geboren wurde, studierte Medizin. 1985 ließ er sich als praktischer Arzt in Saalbach-Hinterglemm nieder. Sein Hobby, das Hubschrauberfliegen, führte ihn in die Politik: Er hatte den damaligen FP-Chef Jörg Haider im Wahlkampf geflogen. Dieser machte ihn 1991 zum Generalsekretär der aufstrebenden Freiheitlichen. (c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL) Als 1992 der damalige Salzburger FP-Chef und Landesrat Volker Winkler, der als zu wenig angriffig galt, von Haider ausgewechselt wurde, übernahm Schnell das Ruder. Der Arzt gab seine Praxis auf und konzentrierte sich auf Oppositionsarbeit von der (Landes)Regierungsbank aus - bis 1997, als Schnell nach der sogenannten "Datenklau"-Affäre durch einen Misstrauensantrag sein Regierungsamt verlor. APA/BARBARA GINDL Der Arzt verlegte seine politische Tätigkeit in den Landtag und setzte seinen Oppositionskurs fort. Er überstand einen innerparteilichen Machtkampf, bei dem die spätere Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer auf Haiders Geheiß alle Salzburger Funktionäre absetzte. Schnell nannte seine Kontrahentin damals "Königskobra". Ein öffentlicher Kniefall vor seinem einstigen Mentor rettete Schnell den Platz an der Salzburger FPÖ-Spitze. APA/HERBERT PFARRHOFER Im Lauf der Zeit entfremdete sich Schnell immer stärker von seinem Mentor. Als das BZÖ gegründet wurde, blieb er bei der FPÖ. Er steckte bittere Niederlagen weg und feierte den Wiederaufstieg der Partei. Innerparteilich begann es aber immer mehr zu gären. Schnell ließ aufstrebende Nachwuchskräfte nicht nachkommen und setzte trotz wiederholt angekündigter Verjüngung immer wieder auf dasselbe Grüppchen. Zudem seilte er sich immer mehr von der Bundespartei ab. APA/NEUMAYR/MMV 2015 eskalierte die Lage. Zunächst kehrte ein Landtagsabgeordneter der Partei den Rücken, danach kam es einmal mehr in der Ära Schnell zu Parteiausschlüssen, getroffen hat es dieses Mal vier Mandatare. Schließlich griff die Bundespartei mit Chef Heinz-Christian Strache hart durch, montierte Schnell und seinen inzwischen zum Landesobmann beförderten Freund Rupert Doppler ab und stellte die Salzburger FPÖ neu auf. APA/BARBARA GINDL Schnell nahm seine Gefolgschaft mit und gründete die FPS. Seine Hoffnung, es würden sich noch weite Teile der Salzburger FPÖ-Anhängerschaft hinter ihm versammeln, wurden bei der Nationalratswahl im Oktober 2017 zerstört: Magere 2200 Stimmen oder 0,7 Prozent im Heimatbundesland versetzten ihn in eine Nachdenkphase. Schließlich entschloss er sich aber doch dazu, es bei der Landtagswahl noch einmal wissen zu wollen. APA/BARBARA GINDL Karl Schnell: Landarzt torpediert FPÖ Bei der SBG wurde eine zunächst für Freitagnachmittag anberaumte Sitzung der Parteileitung abgesagt. "Ich will jedem Zeit geben nachzudenken. Ich selbst bin auch noch zu keinem Ergebnis gekommen", wird Parteichef Mayr zitiert. Seine Liste kam bei der vergangenen Landtagswahl auf 1,8 Prozent.
Die Freude und der Stolz waren dem Dorfbürgermeister ins Gesicht geschrieben gewesen, als er 2013 für das Team Stronach Teil der Salzburger Landesregierung wurde. Für eine ganze Funktionsperiode reichte die Verbindung aber nicht - trat er im Jänner 2018 bekanntlich wegen eines Parteienfinanzierungsskandals zurück. Lange währte der Abschied aus der Landespolitik ganz und gar nicht: Hans Mayr rief danach die Salzburger Bürgergemeinschaft (SBG) ins Leben - ein Wagnis, das sich nicht auszahlen sollte. Mit rund 1,5 Prozent scheiterte die neue Liste vor dem Wähler. APA/FRANZ NEUMAYR Der umtriebige Verkehrs- und Wohnbaulandesrat hatte vom Start 2013 weg ein hohes Tempo an den Tag gelegt. Mayr suchte intensiv Kontakt zu den Medien und fehlte bei kaum einer Eröffnung eines gemeinnützigen Wohnbauprojekts oder Kreisverkehrs. Der 57-Jährige sah sich gerne als "Macher" - und wurde vielfach über Parteigrenzen hinweg geschätzt. Er identifizierte sich mit seinen Ressorts, auch wenn ihm der Spagat zwischen seinen Überzeugungen und den Wünschen der Koalitionspartner nicht immer leicht fiel. APA/BARBARA GINDL Im Jänner 2018 endete seine Regierungskarriere abrupt: Nach anfänglichem Dementi gab der Wohnbaulandesrat zu, dass seine Partei Spenden aus der Baubranche erhalten hatte. Zwei Unternehmen, bei denen auch ein Bezug zur Wohnbauförderung herstellbar war, hatten je 1000 Euro überwiesen. Mayr hatte so lange herumgedruckst, wer konkret zu seinen Unterstützern gehört, bis er das Vertrauen seiner Regierungspartner verspielt hatte und zurücktreten musste. Nach einer kurzen Absenz kehrte er nach dem Motto "Jetzt erst recht" mit einer eigenen Liste zurück. (c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL) Das politische Handwerk hat der begeisterte Flügelhornspieler und langjährige Obmann der Trachtenmusikkapelle in seiner Heimatgemeinde Goldegg gelernt. Von 2008 bis 2013 war er für die ÖVP Bürgermeister. Als sein Wunsch, Bezirksobmann der ÖVP zu werden, von der Parteispitze übergangen wurde, wechselte er zu Frank Stronach. Wobei Mayrs Version etwas anders klingt: Er sei nicht damit einverstanden gewesen, dass die ÖVP eine Mitverantwortung am Finanzskandal von sich geschoben habe. Fest steht: Im Februar 2013 trat er aus der ÖVP aus und wurde Spitzenkandidat für das Team Stronach. APA/FRANZ NEUMAYR Dieses erhielt 2013 bei der Landtagswahl 8,3 Prozent und drei Mandate - und wurde zum dritten Partner einer Koalition von ÖVP und Grünen. Lange hielt die Partei jedoch nicht: Das Team Stronach bröckelte im Streit auseinander, Mayr wurde parteifreier Landesrat. Privat ist Mayr verheiratet und Vater dreier Kinder. Bis zu seinem Einzug in die Landesregierung war er Banker, nach Abschluss der Handelsschule arbeitete er sich bis zum Filialleiter hoch. APA/BARBARA GINDL Hans Mayr: Der Jetzt-erst-recht-Kandidat ist gescheitert (APA)
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