Renate Anderl übernimmt die Arbeiterkammer zu einem Zeitpunkt, da es die Regierung auf die Sozialpartner abgesehen hat.
Für die Arbeiterkammer gab es noch nie eine so wichtige Personalentscheidung: Just zu der Zeit, zu der die Vertretung der Arbeitnehmer von der Regierung massiv unter Druck gesetzt wird, kommt es zu einem Wechsel an der Spitze. Der scheidende Präsident, Rudolf Kaske, hat dabei sein gesamtes politisches Gewicht in die Waagschale geworfen, um seine Wunschkandidatin als Nachfolgerin durchzusetzen: Renate Anderl ist seit Freitag Präsidentin der Bundes-Arbeiterkammer.
In der Öffentlichkeit ist die 55-Jährige weitgehend unbekannt. Renate Anderl hat eine typische Gewerkschafterkarriere durchlaufen, die sie langsam, aber stetig an die Spitze brachte: Mit 18 startete die aus Favoriten stammende Wienerin ihre Berufslaufbahn als Sekretärin in der Gewerkschaft der Metallarbeiter, wurde dort Betriebsrätin und – gefördert vom langjährigen Metallerchef Rudolf Nürnberger – schließlich Bundesfrauenvorsitzende. Als Sabine Oberhauser 2014 in die Regierung wechselte, wurde Anderl Bundesfrauenvorsitzende des ÖGB und stellvertretende ÖGB-Präsidentin. Für die SPÖ sitzt sie im Bundesrat.