Wie Beton Monster schuf und zum Tanzen anfing

Le Corbusiers brutalistisches Regierungsviertel im indischen Chandigarh ist zwar kräftig angewittert, doch immer noch prachtvoll.
Le Corbusiers brutalistisches Regierungsviertel im indischen Chandigarh ist zwar kräftig angewittert, doch immer noch prachtvoll.(c) Krystof Kriz / CTK / picturedesk (Krystof Kriz)
  • Drucken

Eine großartige Erfindung der Menschheit ist zu Unrecht in Verruf: der Beton und die Architekturexperimente, die er ermöglicht. Über die Beduinen als Pioniere, ein Monster im alten Rom – und warum hauchzarte Betonbauten eine Sache des Klimas sind.

SOS Brutalismus. Rettet die Betonmonster!“, lautet der bewusst provokante Titel einer Ausstellung, die kommenden Mittwoch im Architekturzentrum Wien eröffnet und dazu auffordert, eine bestimmte Epoche der Architektur genauer zu betrachten, neu zu bewerten und möglicherweise ins Herz zu schließen. Die im Fokus stehenden Gebäude sind durchwegs mächtige Gebilde mit gewaltigen Kubaturen und rauen, nackten Oberflächen. Sie stammen aus den 1950er- bis 1970er- Jahren und sind allesamt aus einem Material geformt, das von den einen geliebt, den anderen gehasst wird, jedoch abseits jeder „Ismen“ und architektonischen Epochenlehren eine der wichtigsten und interessantesten Erfindungen der Menschheitsgeschichte darstellt: Beton.

Architektur, behauptete der deutsche Philosoph Friedrich Wilhelm Joseph Schelling 1802 in seinen Vorlesungen, sei nichts anderes als „gefrorene Musik“. So wie Kompositionen aus Tönen bestehen, so komponiert auch die Architektur, doch eben mit Materialien und Formen. Die Zutaten bleiben dieselben, und da wie dort kommt es allein darauf an, was man daraus macht: Wohltönendes oder Geklimper. Dem Beton schreibt man eher abschätzig die Dissonanz zu. Ein grobes Vorurteil – weshalb die Schau zum Anlass genommen werden darf, das Image des in Form gegossenen Kunststeins ins rechte Licht zu rücken.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.