Mein Montag

Ich und du, Müllers Kuh, Buridans Esel, das bin ich

Kocinas Esel
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Wenn wir schon dabei sind: Hatte Schrödinger eigentlich ein Haustier? Ja und nein, vermutlich.

Pawlow'scher Hund – klingelt's da bei Ihnen? Ihr erster Gedanke ist wohl, dass hier statt eines Genitiv-s eine Adjektivendung an Iwan Petrowitsch Pawlows Namen hängt. Klar, es geht ja nicht um Pawlows Haustier Struppi, sondern um ein Phänomen, das der russische Forscher bei Experimenten mit Hunden entdeckt hat. Sie wissen schon, wenn Futter und Glockenläuten immer gemeinsam auftauchen, speichelt der Hund irgendwann nur mehr beim Hören der Glocke. Aber müsste es dann nicht konsequenterweise Schrödinger'sche Katze heißen? Auch hier war es nicht dem Schrödinger seine Katze, die in einer Kiste mit Gift und einem von zerfallenden Atomen angetriebenen Hammer gleichzeitig lebendig und tot war. Hatte Schrödinger überhaupt ein Haustier? Ja und nein, vermutlich.

„Wenn ich mit meiner Katze spiele – wer weiß, ob ich nicht mehr ihr zum Zeitvertreib diene als sie mir?“, mag sich Schrödinger gefragt haben. Wobei das erstens eine seltsame Art ist, mit Katzen zu spielen. Und es zweitens eigentlich Michel de Montaignes Katze ist. Der Philosoph argumentierte mit diesem Satz, dass jedes Lebewesen eine eigene Wahrnehmung hat.

Montaignes Katze hat übrigens nichts mit Müllers Kuh zu tun, die es weder in Quantenphysik noch Philosophie zu Berühmtheit brachte, sondern nur in einem Auszählreim für Kinder. Neben Müllers Esel – der ja hätte bekannt werden können, hätte er dem Philosophen Johannes Buridan gehört. Nach dem ist nämlich das Gleichnis vom Esel benannt, der zwischen zwei gleich großen, gleich weit entfernten Heuhaufen steht – und verhungert, weil er sich nicht entscheiden kann. Das ist so, als würde man an einem heißen Tag schwanken, ob man ins Strandbad Alte Donau oder zum Gänsehäufel fahren soll – und am Abend draufkommt, dass man stundenlang daheim Kolumne geschrieben hat. Kocinas Esel, in dem Fall.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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