Rekrutierung von Polizisten: Schwimmprüfung bei Aufnahme soll fallen

Die Aufnahmekriterien für neue Polizisten sollen sich ändern.
Die Aufnahmekriterien für neue Polizisten sollen sich ändern.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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11.000 Polizisten sollen laut Peter Goldgruber, Generalsekretär im Innenministerium, bis Ende der Legislaturperiode rekrutiert und ausgebildet werden. Studenten könnten im Bereich von Wirtschafts- und Cyberkriminalität als Quereinsteiger angeworben werden.

11.000 Polizisten sollen bis Ende der Legislaturperiode in knapp fünf Jahren rekrutiert und ausgebildet werden. Das sagt Peter Goldgruber, Generalsekretär im Innenministerium, im Interview mit der Fachzeitschrift "Kriminalpolizei". Es werde eine komplette Straffung in der Rekrutierung geben, so der FPÖ-nahe Jurist, "sodass wir rasch zu den richtigen Leuten kommen". Aber: "Eine Vorgabe war mir ganz wichtig, mit dem Anforderungsniveau gehen wir nicht runter."

Angesichts der bisherigen Drop-Out-Quote wären demnach rund 90.000 Bewerber notwendig. Wie bereits berichtet, werden daher Tätowierungen zukünftig erlaubt, insofern "die nicht in irgendeiner Form ein unangemessenes Verhalten oder eine unangemessene Haltung zum Ausdruck bringen". Bislang waren es rund 30 Prozent der Bewerber, "die Vornamen der Kinder oder Geburtsdaten oder ein Ketterlmuster tätowiert hatten". Diese werden nun nicht mehr abgewiesen.

Schwimmprüfung bei Aufnahme soll fallen

Die obligatorische Schwimmprüfung bei der Aufnahme ins Auswahlverfahren soll laut Goldgruber ebenfalls fallen: "Schwimmen muss man nicht schon bei der Aufnahme abtesten, da könnte man in der Sportausbildung eine entsprechende Einheit einbauen und dann genügt es, wenn jemand am Ende der Polizeiausbildung, wenn er dann tatsächlich in den Außendienst geht, die Schwimmprüfung ablegt."

Der Aufnahmetest

Der sportmotorische Leistungstest setzt sich aus vier Teilen zusammen, die es zu bewältigen gilt: Dem medizinischen Bewegungskoordinationstest (MBKT; ein Geschicklichkeitstest unter Zeitdruck), Laufen (3000 Meter), Schwimmen (100 Meter) und Liegestütze.

Zwei Teile dieser Prüfung dürfen in der "Grundstufe" bewältigt werden, zumindest einer muss in der Leistungsstufe geschafft werden, sonst droht das Ausscheiden aus dem Auswahlverfahren. Wird die "Grundstufe" in einem Bereich nicht geschafft, gilt der Test als nicht bestanden.

Grundstufe Schwimmen: Männliche Rekruten, die unter 30 Jahre alt sind, müssen eine Strecke von 100 Meter in einer Zeit unter 2:11,6 Minuten schwimmen. Weibliche Rekruten haben dafür 2:27,0 Minuten Zeit. Bei der Leistungsstufe sind bereits Zeiten von 1:51,0 Minuten und 2:11,1 Minuten zu erreichen.

Goldgruber will demnach pro Jahr 2500 neue Polizisten ausbilden, damit wird aber auch der natürliche Abgang abgedeckt: Rund 900 Beamte gehen Jahr für Jahr in Pension. Zumindest 4100 zusätzliche Planstellen sollen in den nächsten Jahren geschaffen werden.

Studenten als Quereinsteiger

Vor eine besondere Herausforderung gestellt wird die Polizei im Bereich der stark steigenden Wirtschafts- und Cyberkriminalität. Bislang wurden vor allem Polizisten zu Spezialisten umgeschult. Dazu meint Goldgruber: "Funktioniert es überhaupt, aus einem Kriminalbeamten mit einer Weiterbildung einen Spezialisten zu machen, oder ist es nicht wirtschaftlich besser, einen Spezialisten zu nehmen und ihm das kriminalpolizeiliche Wissen, das er für seinen eingeschränkten Bereich braucht, beizubringen?"

Hier steht auch die Anwerbung von Studenten als Quereinsteigern im Raum. "Ich nehme zum Beispiel einen Informatiker und bringe ihm bei, ein Kriminalpolizist zu sein", sagt Goldgruber, "das wird einfacher sein, als umgekehrt einem gelernten Kriminalisten ein Informatikstudium beizubringen". Das gelte auch für den Bereich der Wirtschaftskriminalität: "Auch für die Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität wird man vermutlich Quereinsteiger brauchen. In Wirtschaftswissenschaft oder Betriebswirtschaft lernt man idealerweise Dinge, die man in der Praxis braucht."

(Red.)

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