Nach monatelangem Ringen hat sich Nestle im Streit um künftige Einkaufspreise mit sechs europäischen Einzelhändlern um Edeka und Coop geeinigt.
Produkte des Schweizer Nahrungsmittelherstellers Nestle mit Marken wie Maggi, Buitoni und Nesquik sind künftig wieder in den Regalen der Händlerallianz um Edeka und Coop vorhanden, wie Nestle und die Händler am Mittwoch bestätigten. Nestle sprach von einer "ausgewogene Einigung" - ohne Details zu nennen. Edeka und Coop erklärten den Boykott von Nestle-Produkten für beendet. Sie wollen diese nun wieder anbieten. "Wir gehen jetzt wieder in den Normalbetrieb", sagte ein Edeka-Sprecher.
Die sechs Händler hatten vor einigen Monaten begonnen, einige Nestle-Produkte sukzessive aus den Regalen zu nehmen, um so in den laufenden Preisverhandlungen den Druck auf den Nahrungsmittelhersteller zu erhöhen. Sie wollten bessere Einkaufskonditionen erzielen. Dass bei diesen regelmäßig stattfindenden Gesprächen erbittert gerungen wird, ist Experten zufolge nicht ungewöhnlich. Für Aufsehen sorgte jedoch der öffentliche Produktboykott.
Auch Coop wollte sich nicht zu den Details des Abkommens äußern. Allerdings stellte der Schweizer Einzelhändler Rabatt-Aktionen auf Nestle-Produkte in Aussicht. "Das Ergebnis der Verhandlungen werden wir unseren Kunden weitergeben in Form von großen, attraktiven Aktionen auf alle Nestle-Produktegruppen", erklärte ein Sprecher. Doch auch der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern hat bei den Verhandlungen auf seine Position gepocht. "Wir werden nur unterzeichnen, wenn wir zufrieden sind und etwas von einer Vereinbarung haben", hatte Nestle-Chef Mark Schneider unlängst gesagt.
Der Preiskampf schwelte seit September. Hersteller wie Nestle spielen dabei die Macht ihrer Marken aus. Mehrere starke Marken in einer Kategorie helfen Lebensmittelfirmen etwa, den Preis für eine Produktgruppe vorzugeben. Umgekehrt sind die Hersteller für ihren Erfolg im Markt auch auf die Einzelhändler angewiesen - etwa bei der Vermarktung. Besonders schwierig waren die Verhandlungen Experten zufolge auch deshalb, weil sich die Machtverhältnisse in der Lebensmittelbranche verändern: Mit dem Vormarsch von Online-Anbietern wie Amazon werden die Karten zwischen Herstellern, Einzelhändlern und Konsumenten neu gemischt.
Auch Kapitalmarktexperten hatten das Ringen genau verfolgt: "Unseres Erachtens geht es in dem Streit um sehr viel für Nestle und die ganze Nahrungsmittelindustrie", hatten die Analysten der Zürcher Kantonalbank erklärt. "Es ist zu hoffen, dass Nestle nicht zu viele Zugeständnisse machen muss, weil dann der Druck auch von den anderen Detailhändlern nochmals zunehmen würde." Am Mittwoch war die Nestle-Aktie 1,2 Prozent im Minus.
(Reuters)