Mit "Wenn dir das meine Liebe nicht beweist" veröffentlichen Garish ihr fünftes Album. Im Interview mit DiePresse.com erklären sie "ihre" Romantik, was bei den Aufnahmen neu war und wieso sie eine komplizierte Band sind.
Seite 1: Gut dosierte Romantik und ein selbstbewusster, fast "hingerotzter" Titel
Seite 2: Rosen für den Produzenten und Veränderungen im "Team Garish"
Seite 3: Mit Gelassenheit fluchen und die heimische Indie-Szene
DiePresse.com: Bläser und Streicher, poetische Texte und Fotos auf denen die Bandmitglieder dem Betrachter Blumen entgegenhalten - sind Sie privat auch so romantisch?
Thomas Jarmer: Tatsächlich geht es hier mehr um eine destruktive Einstellung zum Spiel Romantik, also mit doppeltem Boden. Das Stichwort Romantik mit der Platte zusammen zu bringen fällt mir deswegen schwer.
Julian Schneeberger: Wir haben schon versucht, aus dem Bild einer eingesessenen Romantik auszubrechen.
Jarmer: Es ist eine gut dosierte Romantik. Wir haben uns bei dem Album einfach sehr gehen lassen, wenn es um den romantischen und sehr schöngeistigen Aspekt gegangen ist. Das Pathos und der romantische Aspekt haben aber auch ein Gegenüber, um eine Balance herzustellen und nicht verkitscht zu werden.
Markus Perner: Man darf sich vom Titel nicht irreführen lassen. Muss man zwar zugeben, dass er sehr schmalzig ist - er ist aber auch sehr schön, sehr schöngeistig.
Jarmer: Und vor allem auch fordernd.
Perner: Wenn man ihn hinterfragt, kommt man auch zu einem wichtigen Punkt, nämlich dieser Ironie, die dahinter steckt und vielleicht ein bisschen durchblitzt. Der Titel kommt also eher von der Seite: „Wenn's jetzt nicht reicht, dann...".
„Wenn dir das meine Liebe nicht beweist" - wie ist der Titel des fünften Albums zu verstehen?
Jarmer: Sehr vielseitig, es bleibt eigentlich offen.
Wobei der Titel schon lange im Vorhinein feststand und dann langsam zum Programm wurde. Er war auch sehr förderlich, weil es ein Satz ist, den man sich auf's Leiberl malen hätte können, wenn man in der Früh ins Studio gegangen ist. Einerseits, um das, was man da tut zu rechtfertigen, andererseits um sich miteinander hochzuschaukeln.
Wenn sich ein roter Faden durch das Album zieht, dann die Situation, das offensichtlich Unmögliche zu wollen und einzufordern - und darin auch einen Sinn zu sehen. Das war der Ausgangspunkt vieler Textstücke, die untereinander so verschachtelt sind, dass einer dort anfängt, wo der andere mitten drinnen Halt gemacht hat. Immer das Unmögliche vor Augen zu haben und dabei trotzdem einen Sinn zu sehen. Ankommen ist nicht unbedingt das Ziel, aber die Richtung zu haben.
Perner: Für mich ist der Titel auf keinen Fall aus einer leidenden, beleidigten oder schmerzerfüllten Opferposition heraus ausgesprochen. Nicht in dem Sinn, dass ich sonst nicht mehr weiß was ich tun soll, sondern er ist eigentlich fast hingerotzt. Also, ich brauche es nicht unbedingt und wenn es dir jetzt nicht reicht, dann reicht es dir halt nicht.
Also durchaus selbstbewusst.
Perner: Ja, bestimmt. Und sicher nicht auf Knien.
Darf man es womöglich auch als Liebesbrief an die alte Form, weg von Major-Label und Pop verstehen?
Jarmer: Es kann schon sein, dass das alles mitgespielt hat. Aber es war nicht so, dass wir aufgrund dessen beim Arbeiten eine Trotzphase gehabt hätten, etwa nach dem Credo: Jetzt erst recht. Aber natürlich passt das irgendwie dazu. Das ist ja auch das angenehme, dass sich im Verlauf der Arbeit an der Platte viele Sachen ergeben haben, die gut dazu passen - wo man dieses Thema schön draufpicken hätte können.
Der Wechsel der Plattenfirma kam ganz still und heimlich über Nacht. Es war klar, dass das für das nächste Mal sowieso gegessen ist, wobei es uns im Endeffekt sehr gelegen kam. Also wieder auf eigenen Füßen zu stehen und die Arbeit nicht einem Kompromiss unterziehen zu müssen. Dass man schlussendlich etwas herausbringt, das vielleicht nicht das geworden ist, was es eigentlich werden hätte können. Denn es ist das Schlimmste, was dir passieren kann, wenn du am Ende dastehst und das Nachsehen hast. Das ist zum Glück nicht passiert, bzw. nicht in dem Ausmaß in dem es tragisch gewesen wäre - also auf der musikalischen Ebene.

Das Album wäre also auch bei einer anderen Plattenfirma so entstanden?
Jarmer: Ja, definitiv. Ein Einmischen in die musikalische Arbeit hat es nie gegeben. Aber trotz alldem, die Welt die da mitspielt ist nicht eine in der wir Fuß fassen können oder wollen.
Was hat die Band dazu bewegt, von „Universal" wieder zu dem kleinen Indie-Label „Schönwetter" zurückzukehren?
Jarmer: Wenn man es herunterbricht: Wir sind gedropt worden - wie man so schön sagt.
Perner: Das war absehbar, die Zahlen haben nicht gestimmt. Und es geht eben nur um Zahlen.
Jarmer: Es gab schon die Option auf eine weitere Platte, also diese jetzt. Aber da hat man sich dann darauf geeinigt, nicht noch einmal von vorne anzufangen, weil es nur ein gegenseitig-im-Weg-stehen gewesen wäre.