Die Schwedische Akademie wird von einem Belästigungs- und Korruptionsskandal erschüttert. Am Freitag will sie bekannt geben, ob der Literaturnobelpreis heuer trotzdem vergeben wird.
Nach Missbrauchsvorwürfen will die renommierte Schwedische Akademie am Freitag bekannt geben, ob sie in diesem Jahr einen Literaturnobelpreis vergeben wird. Das bestätigte die Leiterin der Administration am Mittwoch. Die Vorwürfe, der Mann eines ihrer Mitglieder habe jahrelang weibliche Mitglieder der Akademie, Frauen oder Töchter von Mitgliedern und Mitarbeiterinnen belästigt oder missbraucht, haben die Akademie in eine tiefe Krise gestürzt, mehrere Mitglieder legten ihre Ämter nieder.
Im Zentrum des Skandals steht das Komiteemitglied Katarina Frostenson. Der Dichterin werden Verstöße gegen Transparenzregeln vorgeworfen. Sie soll verschwiegen haben, Mitinhaberin einer von ihrem Mann geführten Veranstaltungsbühne zu sein, die einst Fördermittel von der Akademie erhalten hat. Ihrem Mann warfen mehrere Frauen sexuelle Belästigung vor. Wegen des Umgangs mit den Vorwürfen war ein tiefer Riss durch das Gremium gegangen. Im Zuge dieser Krise trat unter anderem die Vorsitzende der Akademie, Sara Danius, zurück.
Darüber hinaus steht die Schwedische Akademie auch wegen möglicher Wirtschaftsverbrechen im Fadenkreuz von Wirtschaftsfahnder: Die Behörde für Wirtschaftsdelikte hat vergangene Woche Untersuchungen eingeleitet.
Sieben Mal fiel der Preis bereits aus
In den Medien wurde bereits über ein mögliches Ausfallen der Vergabe des Literaturnobelpreises in diesem Jahr spekuliert. Der aus der Jury zurückgetretene Peter Englund schrieb dem Schwedischen Radio vergangene Woche: "Mit Gedanken an die Situation der Akademie und den Preis selbst ist es vielleicht das beste, die Vergabe ein Jahr zu verschieben." Die Akademie wählt seit 1901 den Träger aus. Sieben Mal wurde die Auszeichnung seitdem nicht vergeben, zuletzt von 1940 bis 1943.
(APA)