Weinstein wollte einem neuen Buch zufolge den Fantasy-Klassiker in einem einzigen Film erzählen. Regisseur Peter Jackson soll er daher mit der Absetzung gedroht haben.
Die Fantasy-Trilogie "Der Herr der Ringe" hätte nach der Vision von Harvey Weinstein, dessen Studio Miramax die Filme ursprünglich produzieren wollte, ein einziger zweistündiger Film werden sollen. Weinstein soll dem Regisseur Peter Jackson gedroht haben, ihn durch John Madden oder Quentin Tarantino zu ersetzen, sollte seinem Wunsch nicht Folge geleistet werden: Das steht in einem neuen Buch des britischen Autors Ian Nathan, "Anything You Can Imagine: Peter Jackson & The Making of Middle-Earth", das von der Entstehung der "Herr der Ringe"-Filme berichtet.
Demnach habe Weinstein Jacksons Drehbuch, das vorerst zwei Filme umspannte, für eine Geldverschwendung gehalten. "Harvey sagte: 'Entweder du machst es oder nicht. Dann bist du draußen. Und Quentin steht schon als Regisseur bereit'", berichtete ein Produzent, der an dem Projekt beteiligt war, dem Autor.
Die Geschichte in nur einem Film zu erzählen, hätte bedeutet, auf wesentliche Teile zu verzichten. "Ich hätte buchstäblich jede einzelne Person, die das Buch gelesen hat, enttäuscht", sagte Jackson. Er konnte sich letztens gegen Weinstein durchsetzen - und sein Filmprojekt mit anderen Partnern umsetzen, als er seine Entwürfe an New Line Cinema verkaufte. Als Trilogie wurde "Herr der Ringe" freilich ein Riesenerfolg: 17 Oscars heimste die Filmreihe ein.
Schauspielerinnen nach Weinstein-Avancen ausgeschlossen
Weinstein übte aber auch an anderer Stelle Druck aus: Im Dezember gab Jackson zu, die Schauspielerinnen Ashley Judd and Mira Sorvino aus seinem Film von Vornherein ausgeschlossen zu haben - auf Weisung von Weinstein, der beide zu sexuellen Beziehungen gedrängt haben, aber abgewiesen worden sein soll. "Ich erinnere mich, dass Miramax uns sagte, die beiden wären ein Albtraum und wir sollten die Arbeit mit ihnen um jeden Preis vermeiden", sagte Jackson. Sorvino hat angegeben, aus der Filmindustrie gedrängt worden zu sein, nachdem sie Weinsteins Avancen abgewiesen hatte. Ashley Judd hat vor wenigen Tagen Klage gegen Weinstein eingereicht, weil er als Folge von sexueller Belästigung ihrer Karriere geschadet habe.
Die Weinstein-Enthüllungen legten den Grundstein für die weltweite #MeToo-Debatte über sexuelle Übergriffe. Der gestürzte Mogul hat in der Vergangenheit Fehlverhalten eingeräumt, aber Vorwürfe von nicht-einvernehmlichem Sex wiederholt zurückgewiesen.
Offene Schulden
Quentin Tarantino, der bei "Herr der Ringe" bekanntlich nicht zum Zug kam, hat mit Weinstein indessen andere Rechnungen zu begleichen: Er fordert von dessen ehemaliger Produktionsfirma The Weinstein Company vier Millionen Dollar, die ihm die Firma noch für die Filme "Death Proof", "Inglorious Basterds", "Django Unchained" und "The Hateful Eight" schulde.
(Red.)