Goldman Sachs steigt in den Handel mit Bitcoin ein

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Ist Bitcoin Betrug? Ein Pyramidenspiel? Nein, sagt Goldman Sachs. Die Bank beginnt in wenigen Wochen mit dem Bitcoin-Handel.

Goldman Sachs eröffnet das Rennen um die Kryptowährung Bitcoin an der Wall Street. Binnen Wochen will die legendäre Investmentbank als erster großer institutioneller Player in den Bitcoin-Markt einsteigen und mit eigenem Geld im Namen der Kunden handeln. Das berichtet die „New York Times“.

Goldman wird anfänglich jedoch nicht direkt mit Bitcoins handeln – sondern mit Derivaten, die den Bitcoin-Preis abbilden. Das sei notwendig weil es die Behörden der Bank noch nicht erlauben, direkt am unregulierten Markt für Kryptowährungen tätig zu werden.

Wie ein digitales Kassabuch

Aber auch das könnte sich bald ändern. Die US-Aufsicht arbeitet fieberhaft an der Frage, wie mit Bitcoin, Ethereum und anderen Blockchain-Assets umzugehen ist. Die Blockchain ist die Bitcoin zugrunde liegende Software, eine Art digitales, dezentral gespeichertes Kassabuch.

Dass mit Goldman der wohl klingendste Name an der Wall Street überhaupt in den Markt für Kryptowährungen einsteigt, wäre vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen, schreibt die „Times“. Kritiker sehen in Bitcoin einen Betrug – oder ein Pyramidenspiel. Goldman-Vizepräsidentin Rana Yared sagte der Zeitung, dass man Bitcoin nicht für einen Betrug halte – aber auch nicht für eine Währung. Man sieht Bitcoin als Rohstoff – vergleichbar mit Gold.

Handel auf obskuren Börsen

Einige Kunden hätten bereits Interesse angemeldet, diesen Rohstoff in das Portfolio aufzunehmen. „Das kommt bei uns an, wenn ein Kunde sagt, dass er Bitcoin als Wertspeicher halten will“, sagte Yared. Der Bitcoin-Handel wird erstmal in der Abteilung für Fremdwährungen angesiedelt und soll vom 38-jährigen Justin Schmidt geleitet werden, der erst vor wenigen Wochen zu Goldman gestoßen ist.

Er war bis 2017 als Händler beim Hedge Fonds Seven Eight Capital tätig und machte sich dann selbstständig, um auf eigene Faust Bitcoins zu handeln. Schmidt wird nun der erste Trader für „digitale Assets“ in der Geschichte der traditionsreichen Investmentbank. Er will auch in den Markt mit „echten“ Bitcoins einsteigen und diese für die Kunden von Goldman handeln, sobald die Bank von der Federal Reserve und anderen Aufsichtsbehörden dafür das grüne Licht bekommen hat. Bis dahin sei noch zu klären, wie die Bank die „digitalen Assets“ im Namen der Kunden sicher aufbewahren kann.

"Kein neues Risiko"

Im Fahrwasser von Bitcoin, das von den meisten Behörden als Rohstoff gesehen wird, sind in den vergangenen Jahren hunderte weitere Krypto-Assets entstanden, die in Form und Funktion teils extrem unterschiedlich sind. Goldman Sachs will sich in einem ersten Schritt aber nur auf die Bitcoin selbst beschränken.

Neben dem Handel mit bereits vorhandenen Derivaten wie Bitcoin-Futures will Goldman bald auch eigene Produkte rund um Bitcoin gestalten und den Kunden anbieten. Dass Bitcoin vor allem auf obskuren, unregulierten Börsen gehandelt werden sei zwar ein Risiko, so Goldman. „Aber es ist kein neues Risiko, das wir nicht verstehen. Es ist nur ein erhöhtes Risiko, bei dem wir besonders aufmerksam sein müssen“, so Rana Yared.

George Soros ist schon da

Bitcoin werden von Computern „geschürft“. Das System ist darauf ausgelegt, dass es maximal 21 Millionen Bitcoin geben wird. Zuletzt stand der Preis für ein Bitcoin bei rund 7000 Dollar. Goldman-Bankerin Yared berichtete, dass Klienten wie etwa Hedge Fonds sich erkundigt hätten, wie sie an Bitcoins kommen. Auch hätten sich Stiftungen gemeldet, die Spenden in der Form von Bitcoin erhalten haben und nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Goldman versucht seit geraumer Zeit, sich als besonders innovative Investmentbank zu positionieren.

Bei der Konkurrenz ist man oft skeptischer. Jamie Dimon, der Chef von JP Morgan, hatte Bitcoin einen „Betrug“ genannt. Eine Aussage, für die er sich später entschuldigte. Bitcoin scheint trotz der Aussagen von Jamie Dimon ohnehin an der Wall Street angekommen zu sein. Nicht nur Goldman und Hedge Fonds wollen in den Markt. Erst kürzlich wurde bekannt, dass auch der Fonds des Megaspekulanten George Soros bald in den Markt für Kryptowährungen einsteigen könnte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2018)

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