Grüne wollen ökologische Frage radikaler stellen

Bundessprecher Werner Kogler
Bundessprecher Werner KoglerAPA/HANNES DRAXLER
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Beim Neubeginn-Kongress der Grünen in Linz kristallisieren sich Umweltschutz und bedingungsloses Grundeinkommen als Kernthemen heraus. Bundessprecher Kogler mahnt die Partei, "breiter und verständlicher zu werden".

Die Grünen wollen das Thema Umweltschutz künftig stärker in den Mittelpunkt stellen. Das ist einer jener Punkte, der sich am Samstag nach mehrstündigen Diskussionen beim Neubeginn-Kongress der Grünen in Linz am Samstag herauskristallisiert hat. Doch auch das bedingungslose Grundeinkommen als Sozialthema stand nach den Gruppendiskussionen im Mittelpunkt.

Bundessprecher Werner Kogler kommentierte dies in der Schlussrunde der Veranstaltung wohlwollend. "Ich sehe die Rolle der Grünen genau dort, die Avantgardepartei zu sein, die zulässt, das zu diskutieren", meinte er zum Grundeinkommen. Auch dass die ökologische Frage radikaler gestellt und beantwortet werden müsse, begrüßte er.

Nach der Veranstaltung in Linz folgen nun weitere inhaltliche Runden mit regionalen Schwerpunkten in den Bundesländern. Im Juli gibt es ein "European Ideas Lab" sowie eine Grüne Sommerakademie in Graz. Am 22. September sollen all diese inhaltlichen Diskussionen in einem "offenen Symposium" in Wien zusammengeführt werden.

Für 17. November ist schließlich (noch ohne einen fixierten Veranstaltungsort) ein Bundeskongress der Grünen angesetzt. Dieser soll auch über Personalia entscheiden. Kogler ließ am Samstag offen, ob er sich dort als Bundessprecher wiederbestellen lassen will. Weitere Personalentscheidungen soll es aber geben, Kogler wünscht sich eine Verjüngung im Vorstand. Und auch eine Statutenreform könnte gestartet werden; intern wird darüber bereits diskutiert.

Gruppendynamische Aufwärmübungen

NEUBEGINNVERANSTALTUNG DIE GRUeNEN 'ZUKUNFT GESTALTEN'
NEUBEGINNVERANSTALTUNG DIE GRUeNEN 'ZUKUNFT GESTALTEN'APA/HANNES DRAXLER

Mit gruppendynamischen Aufwärmübungen waren die Grünen am Samstagvormittag in den Neubeginn-Kongress gestartet. Bevor es mit inhaltlichen Arbeitsgruppen losging, betätigte sich Bundessprecher  Kogler als Motivator. Die grüne Vision sei "total lebendig, weil sie gebraucht wird", sagte er vor den rund 500 Teilnehmern: "Lasst uns alle heute hier den Neustart der Grünen beginnen."

Nach kollektivem Nach-Links-Wenden, Einander-an-die-Schulter-greifen und dem Üben von Wahlerfolgsjubel durch die Teilnehmer in der Linzer Tabakfabrik betonte Kogler die Notwendigkeit der grünen Ideen. "Aber nur weil wir überzeugt sind, dass das die bessere Vision ist, sind wir noch nicht die besseren Menschen", übte er sich in Selbstkritik angesichts des Vorwurfs der Abgehobenheit: "Das sollten wir lernen."

Radikal und gleichzeitig real

"Wir sollten so formulieren, bei aller Tiefe der Verwurzelung der Themen, dass wir breiter und verständlicher in der Sprache werden", meinte er weiter. Das bedeute aber nicht, die Fahne am Stammtisch nach jenem populistischen Wind zu hängen, den die Rechten dorthin "gefurzt" hätten. Vielmehr sollten die Grünen radikal und gleichzeitig real agieren. Ohnehin zeigte sich Kogler aber überzeugt, dass seine Partei die Botschaft des Wahldebakels vom 15. Oktober 2017 verstanden habe.

Inhaltlich gehe es um Ökologie, Soziales, Geschlechtergerechtigkeit, aber auch um die Verteidigung von Freiheit, Menschenwürde und Demokratie. Umweltschutz werde von den anderen Parteien als Luxusthema diffamiert. Die Grünen würden hingegen aufstehen und sagen was richtig sei. "Man muss sich auch mit den Großen anlegen", betonte Kogler in Bezug auf die Macht der Konzerne: "Wir waren Widerstandspartei, dann Gestaltungspartei. Wir sollten beides sein." Und auch als "Bewegungspartei" sah er die Grünen, man sollte also Allianzen etwa mit Umweltorganisationen schließen.

Besonders die jungen Köpfe in der Partei hob Kogler hervor, von Stefan Kaineder aus Oberösterreich über Peter Kraus aus Wien bis zu Lara Köck aus der Steiermark. "Es wird nicht nur darum gehen, euch vor den Vorhang zu bringen, sondern auch den einen oder anderen von euch in den Vorstand bringen", versprach er: "Das machen wir im Herbst (beim Bundeskongress am 17. November, Anm.), ich würde das für richtig und notwendig halten."

(APA)

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